Denkmalschutz „Goldener Engel“ soll nach dem Umbau wieder glänzen
Hüls · An der Konventstraße in Hüls wird ein 1779 erbauter Gasthof aufwändig zum barrierefreien Wohnhaus umgestaltet. Die Bauherren befinden sich dabei in enger Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde.
Im März 2016 haben Harald Kaysers und Gabriele Kaysers-Rusbült das Haus gekauft, in dem sich früher der Gasthof „Zum Goldenen Engel“ befand. Damals ahnten sie nicht, welche anspruchsvolle Aufgabe sie sich mit dem geplanten Umbau einhandeln würden. „Wir haben nur eine Wohnung für die Schwiegermutter gesucht“, erinnert sich Harald Kaysers. Dann erfuhren sie, dass ihr Nachbarhaus, in dem sich zu dieser Zeit ein griechisches Restaurant befand, zum Verkauf steht und erwarben das unter Denkmalschutz stehende barocke Gebäude von 1779. Vier Jahre später hoffen beide, zumindest bis Anfang 2021 den Umbau zum Drei-Familien-Haus abschließen zu können.
„2017 hatte ich erstmals Kontakt zum Denkmalschutz“, berichtet Kaysers. Heute trifft er sich regelmäßig mit der Krefelder Denkmalschützerin Eva-Maria Eifert, denn immer wieder sind neue Details beim Umbau zu besprechen. Zwischenzeitlich rückten sogar Spezialisten vom Landschaftsverband Rheinland, Amt für Bauforschung, bei ihnen an der Konventstraße an.
Aus Sicht von Eifert ist der Umbau und die damit verbundene baugeschichtliche Aufarbeitung „ein spannendes Projekt“. Das damit begonnen hat, dass zunächst einmal die gesamten Verkleidungen, unter denen alte Balken, Dielen, ein Kaminzug und Mauerwerk verborgen lagen, beseitigt werden mussten. Erst dann wurde nach und nach klar, dass die Sanierung nicht ganz so einfach werden würde: Manche Balken waren morsch, andere unsachgemäß entfernt worden. An einigen Stellen hing deshalb die Decke durch, so dass teils nur noch ein eingebauter Schrank für Stabilität sorgte. Auch viele Spuren von An- oder Umbauten wurden sichtbar. Denn umgebaut worden ist das Gebäude im Laufe seiner Geschichte sehr oft.
Ursprünglich in Auftrag gegeben wurde es von Mathias Oeben, seines Zeichens „patentierter Wirt“, und seiner Frau Anna Catherina, geborene Heisen. Ihre Initialen (MO & ACH) sind zusammen mit dem Baujahr bis heute auf der Fassade zu finden. Spätere Umbauten gab es unter anderem in den 1950er und 70er Jahren. Aus „architektur- und ortsgeschichtlichen Gründen“ sei der zweigeschossige Backsteinbau mit Mansardendach und drei Gauben 1989 in den Denkmalliste der Stadt Krefeld aufgenommen worden, informiert Eva-Maria Eifert. Diese umfasst heute mehr als 1000 Gebäude.
Das Amt für Bauforschung fotografierte jeden alten Balken, inventarisierte und katalogisierte sie. „Soweit noch möglich, werden wir sie für den Dachstuhl verwenden, der erneuert werden muss“, berichtet Kaysers. Der frühere Tanzboden in der ersten Etage, in der sich zuletzt eine Wohnung befand, konnte nicht erhalten werden. Dort wurden schon neue Balken eingezogen. Im Dachgeschoss allerdings werden die künftigen Hausbewohner unter anderem den Blick auf das freigelegte alte Gebälk des trapezförmigen Tragwerks haben.
Die Analyse der Gebäudegeschichte erfolge Schicht für Schicht, berichtet Eva-Maria Eifert. Gleichzeitig müsse die Denkmalbehörde stets die Bedürfnisse des Bauherren im Auge behalten. „Wir sind hier Dienstleister und beraten in der Frage, wo ein Erhalt möglich und sinnvoll ist.“ Dabei gehe es nicht nur um die Fassade, wie fälschlicherweise oft vermutet werde, sondern um Konstruktion, Substanz und Erscheinungsbild. Das Ganze sei natürlich ein Eingriff in das Eigentumsrecht, geschehe aber im Interesse der Allgemeinheit.
Am Ende aller Arbeiten, die vom Architekturbüro Amendt geplant wurden, befinden sich in dem alten Gebäude drei barrierefreie Wohnungen von je 120 Quadratmetern Größe mit Terrasse. Auf der Hofseite wird ein Aufzug eingebaut, der Zugang dorthin wird über eine Einfahrt geregelt, die sich zwischen dem „Goldenen Engel“ und dem Nachbarhaus befindet.
Dort wohnen zum Glück die Hausbesitzer selbst, denn in den Anfangsjahren des Gebäudes gab es zwischen Bauherr Mathias Oeben und seinem Nachbarn Mathias Ollmeß, ein „Posamentierer“ (er stelle schmückende Borten, Quasten und Zierbänder für Kleidung her), gerichtlichen Streit über die Nutzung der Einfahrt. Das vor dem Friedensgericht Kempen erwirkte Urteil vom 26. Februar 1799 ist erhalten.
Doch zurück in die Gegenwart. Die neuen Dachpfannen für den „Engel“ haben die Bauherren und Eva-Maria Eifert schon ausgesucht, die bisherigen Kunststofffenster werden durch im Barock übliche Exemplare aus Holz ersetzt, die schön verzierte alte Haustür aus Eiche bleibt erhalten. „Das wird eine ganz charmante Geschichte“, ist Eifert überzeugt. Zudem sei es gut, dass das Denkmal weiter bewohnt bleibe und damit erhalten werde.
Das alles hat freilich viel mehr Geld gekostet, als von Familie Kaysers ursprünglich mit den Banken abgesprochen worden war. Zuschüsse gibt es nur wenige, vor allem steuerliche Vorteile können aber voraussichtlich geltend gemacht werden. „Ich glaube aber nicht, dass es sich zu meinen Lebzeiten noch rechnen wird“, seufzt der Bauherr nachdenklich.