Ehrenamt: Sie haben im Krankenhaus Zeit zum Zuhören

Als Grüne Damen und Herren arbeiten 54 Krefelder derzeit ehrenamtlich im Helios Klinikum. Jetzt suchen sie Verstärkung.

Ehrenamt: Sie haben im Krankenhaus Zeit zum Zuhören
Foto: D. Jochmann

Krefeld. Wenn sie zu den Patienten ins Zimmer kommen, haben sie Zeit zum Zuhören. Die nehmen sich die 54 ehrenamtlichen Grünen Damen und Herren im Helios Klinikum. Einmal die Woche besuchen sie für rund drei Stunden die verschiedenen Stationen im Haus. Bei dem einen sind sie willkommen, bei einem andern nicht. „Wenn am Ende eines Gesprächs ein Patient sagt, jetzt fühle ich mich leichter, ist das der schönste Lohn“, sagt Gisela Bertram.

Seit zehn Jahren ist die ehemalige Arzthelferin bei den Grünen Damen aktiv. Bis vergangenem Mittwoch auch im vierköpfigen Leitungsteam. Neben ihr steht ihr Nachfolger an der Spitze, Manfred Niechoj. Der ist selber auch schon seit fast zwölf Jahren dabei. 2003 hatte der damals 49-Jährige in der WZ einen Artikel über die Grünen Damen gelesen und Gefallen an der ehrenamtlichen Arbeit im Krankenhaus gefunden. Doch bis heute sind die Männer im Team immer noch die deutliche Ausnahme. Sechs grüne Herren sind momentan zu zählen, zu 48 Frauen.

Manchmal ist es leichter, mit Fremden über die eigene Krankheit, Ängste und Sorgen zu sprechen als mit den nahen Angehörigen. „Es erfordert Fingerspitzengefühl, wenn man ein Zimmer betritt“, sagt Gisela Bertram. Und es bedarf Emphathie, zu spüren, ob derjenige ein Gespräch wünscht oder lieber seine Ruhe möchte.

Wer neu zu den Grünen Damen und Herren stößt, wird zunächst an drei Vormittagen intensiv geschult. Gesprächsführung ist ebenso darunter wie verschiedene Rollenspiele. „Schon in dieser Phase zeigt sich, ob diese ehrenamtliche Arbeit für denjenigen das Richtige ist“, erzählt Gisela Bertram. Wer statt Zuhören sich lieber aktiv betätigen möchte, kann auch an der Rezeption arbeiten. „Hier brauchen wir Leute, die auch mal mit anpacken können und einen Patienten im Rollstuhl oder zu Fuß in diesem großen Krankenhaus zu der entsprechenden Station bringen können“, sagt Manfred Niechoj.

Derzeit suchen die Grünen Damen und Herren wieder Verstärkung für ihre Gruppe. Von 40 bis 70 Jahre alt sollten Interessenten sein. „Vor allem aber sollten sie offen sein für Begegnungen, andere Menschen nicht in Schubladen stecken, gut zuhören können, psychisch und physisch stabil sein und einmal in der Woche rund drei Stunden Zeit haben“, erklärt Gisela Bertram.

Dafür bieten die Grünen Damen und Herren ihren Aktiven regelmäßige offene Treffen, viele Informationen zu Fachthemen, einmal im Jahr einen Ausflug und eine gesellige Weihnachtsfeier. Auch die Seelsorger des Klinikums stehen den Ehrenamtlern zur Seite.

Das alles gefällt einigen so gut, dass die Älteste von ihnen schon 30 Jahre inzwischen fest dabei ist. „Das zeigt, wie beglückend diese Arbeit ist“, sagt Manfred Niechoj. Ein Geben und Nehmen auf beiden Seiten des Krankenbettes.