Linn Feuer und Eisen ergeben
Kunstschmied Michael Haase gibt ein fast ausgestorbenes Handwerk weiter.
Krefeld. Die Kunstobjekte im „Vorgarten“ der Schmiede verraten schon, dass man hier kreativ mit Metall umgeht und dem harten Material auch witzige Aspekte entlocken kann. Rechts vom Eingang stehen zwei Eulen aus dicken Rohren, in die die Konturen von Federn und Schnäbeln eingeschnitten und die Eisenstückchen heraus gebogen wurden. Links scheint eine Mischung aus Dinosaurier und Dackel an einer groben Kette den Eingang zur Werkstatt an der Linner Hafenstraße zu bewachen.
Einige Arbeitsgeräusche dringen aus dem düsteren Raum heraus. Kunstschmied Michael Haase gibt wieder einen Workshop. „Zuerst gibt es eine sicherheitstechnische Unterweisung, bevor das Feuer zu lodern beginnt“, erklärt der Schmiedemeister und Metallrestaurator. Sein Ein-Tages-Workshop wendet sich auch an absolute Anfänger und Personen, die gar nichts mit Handwerk zu tun haben. „Hierher kommen Akademiker und andere Kopfarbeiter, aber auch Hausfrauen und hin und wieder Jugendliche.“
Rund ein Drittel derjenigen, die sich in der Metallbearbeitung versuchen, sind Frauen. Für die Duisburgerin Barbara Höpper ist es der Kontrast zu ihrem Berufsalltag, der sie in die Schmiede zieht. „Im normalen Leben bin ich Medizincontroller in einem Krankenhaus und im zweiten Leben Industriefotografin und aktiv in einem Kunstverein.“ Darüber hat sie die Metallbildhauerin Katja Kleutges kennen gelernt, die als Partnerin von Haase die Workshopteilnehmer mit betreut.
Höpper schmiedet gerade ein Pergola-Element. „Es geht unheimlich in die Hand! Je schwerer ein Hammer ist, desto schneller geht die Arbeit. Aber wenn man den Hammer zweimal hoch gehoben hat, merkt man, ob es der richtige ist.“ Da ist es eine wohltuende kleine Pause für die Hand, dass zwischendurch das Feuer in der Esse Nachschub an Fettkohle und Luft braucht, um den Eisenstab wieder zum Glühen zu bringen.
Alexander Stiersdorfer kommt bei seinen Arbeiten an einer groben Feile, die er zu einem Fleischerbeil umfunktionieren möchte, gerade ohne Hitze aus. Eine abgenutzte Feile aus Industriestahl will der Student der Volkswirtschaft recyceln: „Die wird sonst weggeschmissen!“
Für seine Pläne ist das Ausgangsmaterial mit dieser Form ideal — aber auch ein harter Brocken und zeigt seine zwei frischen Blasen an der rechten Hand. „Das gehört dazu. Auf jeden Fall macht die Arbeit sehr viel Spaß!“ Doch dann gibt es erst einmal eine Hände schonende Mittagspause. Bei einer kräftigen Gemüsesuppe kann gefachsimpelt und ein bisschen Theorie nachgeliefert werden, bis es in die zweite Halbzeit an Hammer und Esse geht.