Oppum Kreuzkirche wird multifunktional
Das 2008 entwidmete Gotteshaus wird zum Gemeindezentrum — mit eigenem Jugendbereich. In den bisherigen Treffpunkt ziehen im September minderjährige Flüchtlinge ein.
Krefeld. Die Pläne, die Kreuzkirche in Oppum zu reaktivieren, sind laut Pfarrer Volker Hülsdonk „schon weit gediehen“. Ein Architekt sei gefunden, der das Gotteshaus an der Thielenstraße „ohne großen technischen Aufwand zu einem multifunktionalen Gemeinde- und Jugendzentrum umbauen kann“.
Noch steht allerdings der endgültige Beschluss in der evangelischen Kirchengemeinde Oppum aus, weil das Projekt noch komplett durchgerechnet werden müsse. „Wir sehen auf jeden Fall eine gute Möglichkeit, die vorhandene Arbeit zu erhalten und sogar mehr als das“, sagt Hülsdonk. „Und wir können ein Gebäude mit langer Tradition und großer Symbolkraft in die Gemeindearbeit zurückholen“, ergänzt er mit Blick auf die Menschen, die traurig waren, als die Kirche aufgegeben wurde. Sie wurde 2008 entwidmet.
Das bisherige Gemeinde- und Jugendzentrum Kagawa — gegenüber der 83 Jahre alten Kirche —, in dem die Jugendarbeit im Keller und der Rest der Gemeindearbeit im Erd- und Obergeschoss lief, wird an die evangelische Kinder- und Familienhilfe Bruckhausen vermietet. Für erst einmal zehn Jahre gilt der ab 1. Juli laufende Vertrag der Gemeinde mit der Organisation, die dort neun unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge in einer Wohngruppe betreuen will. Die Ersten sollen voraussichtlich im September einziehen.
Was die Gemeindeangebote angeht, könnten sie erst einmal im Gemeindezentrum der Auferstehungskirche am Buschdonk fortgeführt werden. Auch um den Oppumer Teenagern einen sanften Übergang zu ermöglichen, wollen die Gemeinde und die Familienhilfe Bruchhausen „flexibel und entspannt“ zusammenarbeiten, wie Hülsdonk und Karl Pickartz, Einrichtungsleiter der Familienhilfe, betonen. Während die Räume in den oberen Kagawa-Etagen, in denen sich bisher unter anderem eine Jazzmusik-Gruppe, eine Tanzgruppe und ein Seniorenkreis trafen, in Wohnraum für die jungen Flüchtlinge umgebaut werden, können die Oppumer Jugendlichen erst einmal weiter den Keller nutzen.
Einerseits seien die Jugendlichen traurig über den bevorstehenden Abschied, erzählt Sozialpädagogin Sandra Hillesheim, die seit zweieinhalb Jahren im Kagawa arbeitet und mit den SchülernDisco, Café, Chillout-Raum, Werkraum, Billard- und Kickerbereich im Untergeschoss renoviert hat. Andererseits stünden sie der Tatsache offen gegenüber, „drüben etwas tolles Neues mitaufzubauen“. Denn auch in der Kreuzkirche sollen sie ihren eigenen Bereich für sich haben.
In ihrem bisherigen Kellergeschoss, das zukünftig vermutlich auch den jungen Flüchtlingen Platz für gemeinsame Aktivitäten bieten soll, müsse an Bauarbeiten nicht viel gemacht werden, sagt Pickartz. „Das passt doch gut. Die Handwerker sind tagsüber hier, die Jugendlichen eher abends“, erklärt Pickartz, wie die Jugendarbeit in den kommenden Monaten zunächst laufen wird und warum Familienhilfe und Gemeinde im engen Austausch sein werden.
Eine gute Grundlage dafür sieht er im engen Kontakt, den die Familienhilfe bereits seit drei Jahren zur Gemeinde hat. Denn die Organisation hat auch schon das Pfarrhaus gemietet, und betreut dort sieben deutsche Kinder im Alter zwischen sechs und 14 Jahren. „Oppum ist uns ans Herz gewachsen. Wir finden in der Bevölkerung und Geschäftswelt viel Akzeptanz für Kinder- und Jugendhilfe“, sagt Pickartz.
Mit Zuversicht blickt er deshalb auch auf die Unterbringung der neuen Gruppe. „Diakonie ist eine wichtige kirchliche Aufgabe. Woher die Menschen stammen, ist doch eine spätere Frage.“
Mit den geflohenen Teenagern entwickelt die Familienhilfe beispielsweise gemeinsam Perspektiven. Was Selbstständigkeit angehe, seien sie oft weiter als ihr Alter erwarten lässt: „Die haben ja schon viele Kilometer hinter sich gebracht.“