Blumenviertel: Zwischen Oase und Ödnis
Was hat sich bereits im Blumenviertel getan, wo liegen noch Knackpunkte? Die WZ machte einen Rundgang mit Manfred Giesen.
Krefeld. Es gab Zeiten, da hatte die Blumenstraße mit ihrem Namen nicht allzu viel gemein. Nur einige wenige Anwohner pflegten die kleinen Scheiben rund um die Rotdornbäume, die teils abzusterben drohten, die Straße war gekennzeichnet durch ein huckeliges Mischmasch verschiedenster Beläge, Blech reihte sich an Blech, die Fassaden bröckelten.
Das hat sich eindeutig geändert: Zwischen Westwall und Roßstraße blüht es derzeit, dass es eine wahre Pracht ist. Selbst an den Häusern trauen sich immer mehr Menschen, Blumenkästen herauszustellen, hier und da steht sogar eine Bank. „Ich bin zufrieden“, sagt denn auch Manfred Giesen von der Bürgerinitiative „Das Quartier lebt“. Hat sich diese doch mit ihrer Forderung nach Längsparkplätzen und damit weniger Blech, dafür mehr Bäumen durchgesetzt. Das Teilstück der Straße wurde in den Jahren 2009/10 im Rahmen des Stadtumbaus West umgestaltet.
Dass dies ausstrahlt und Wirkung zeigt, präsentiert Giesen beim Rundgang mit der WZ durch das kleine Quartier. So ist manche Fassade auch in den Nebenstraßen wieder liebevoll hergerichtet worden, noch mehr Ateliers, Kleingewerbe und Initiativen haben sich angesiedelt, Baumpaten kümmern sich um die Bepflanzung und Pflege der Baumscheiben. „Wenn es konkrete Projekte gibt, sind die Leute einfacher ins Boot zu holen. Aber es sind leider noch nicht genug“, bedauert Giesen und deutet auf die Straßeneinmündungen. Eine der Brachen dient hier denn auch gleich als Ablage für einen alten Fernseher und als Hundeklo.
„Wir können eben nicht nur von Sonnenschein berichten“, sagt Giesen, der durchaus noch Verbesserungsbedarf sieht. So ist es ihm wichtig, dass bessere Voraussetzungen für die Mobilität von Behinderten, alten Menschen und Kindern geschaffen werden. „Das hat auch mit Wohnqualität zu tun. Da muss man ran“, findet er. Nach seinem Geschmack wird die Blumenstraße auch noch zu sehr vom Durchgangsverkehr genutzt. Dass die Radler nun auch gegen die Einbahnstraße fahren dürften, helfe zwar, doch Giesen schwebt eine radikale Vereinfachung der Verkehrsregelung vor: „Zwischen den Magistralen durchgehend Rechts-vor-Links und überall gegenläufiger Radverkehr — das würde das Tempo drosseln.“
Der Spaziergang hat uns mittlerweile in die Jägerstraße geführt. Hier hübschen Bäume zwar die einst so öde Straßenzeile auf, doch es bietet sich ein ganz anderes Bild als auf der Parallelstraße. Keine der Baumscheiben wird umhegt, alles wirkt ungepflegter. Das mag auch damit zu tun haben, dass an der Blumenstraße mehr Hausbesitzer vor Ort leben. Giesen plädiert: „Es kommt darauf an, seine Umwelt stärker wahrzunehmen.“
Ohnehin setzt er auf mehr Verantwortung für den Bürger: „Ich glaube nicht, dass allein das eine oder andere Leuchtturmprojekt hilft, auch nicht ein Masterplan, viel wichtiger ist es, einfach anzufangen.“
Apropos Leuchtturmprojekt: Als solches sieht die Stadt den Umbau der Norbertuskirche am Blumenplatz. Für Giesen eher ein nicht so gelungenes Beispiel für den Stadtumbau: „Plätze sollen eigentlich Licht und Luft schaffen.“ Will heißen, ein Abriss wäre ihm lieber gewesen. „Aber die Anlieger wollten den Umbau der Kirche“, akzeptiert er deren Entscheidung.
Von hier aus ist auch der Blick frei auf zwei weitere Problemfelder des Viertels: St-Anton- und Marktstraße, zwei Haupteinfallsstraßen in die Stadt. „Die brauchen eine Lösung“, sagt Giesen. Sein Lieblingsprojekt aber bleibt die Blumenstraße — na, klar. Vor allem deren weiterer, bereits geplanter Ausbau liegt ihm am Herzen. „Dann ist der Strahleffekt auf die umliegenden Straßen noch größer“, ist sich der Grafikdesigner sicher. Und nicht zuletzt das wünscht er sich: „Ich hoffe, dass mehr Menschen entdecken, welch wunderschöne Häuser es hier gibt.“