Ausstellung: Bismarckturm statt Rheintor
Eine Ausstellung zeigt historische Fotos aus der Geschichte des Uerdinger Deichtors.
Uerdingen. Ein auch vom Mündelheimer Ufer aus sichtbarer Bismarckturm sollte eigentlich an der Stelle stehen, an der 1925 das Rheintor in seiner heutigen Form errichtet worden ist. Der Turm sollte Uerdingens ganzer Stolz werden. Das war 1911. Gebaut wurde er nie.
Aus Anlass der Rheintor-Sanierung haben die Archivbetreuer des Uerdinger Heimatbundes tief in den Dokumenten-Stapeln gewühlt und Bilder und Unterlagen gefunden, die noch bis zum 13.August in der Sparkasse an der Von-Brempt-Straße zu sehen sind. Ulrich Lohmar, Vorsitzender des Uerdinger Heimatbundes, freut sich über das bisher rege Interesse an der kleinen Ausstellung. Er hat sogar noch eine detaillierte Kalkulation der Kosten für den Bismarckturm gefunden. "Das Heft haben wir aber nicht ausgestellt", sagt er. Für den Bismarckturm hat es zahlreiche Entwürfe gegeben, die Kosten wurden auf 40000 Mark geschätzt. Favorisiert wurde offenbar der Entwurf eines Architekten Franz Branzky.
Aus den Unterlagen geht hervor, dass damals im Deutschen Reich insgesamt 360 Bismarcktürme geplant wurden. 230 davon sind als tatsächlich errichtet notiert worden. Einer der Krefelder Entwürfe trägt einen Vorschlag für eine Inschrift: "Ihr Herren, geht nicht so vorbei."
Ein weiteres ausgestelltes Dokument reicht weit zurück in die Uerdinger Deichgeschichte. Es ist die Kopie einer handschriftlichen "Deichverordnung" vom Januar 1716, als Joseph Clemens Kurfürst von Köln und damit Uerdinger Landesherr war. Ganz geholfen haben die Vorschriften nicht, denn die Uerdinger haben noch 1855 eine Hochwasserkatastrophe erlebt. Damals brach der Deich bei Ilverich und das Wasser flutete über die Düsseldorfer Straße bis nach Uerdingen.
Auch 1920 und 1925 hatte Uerdingen schwere Hochwasser zu verkraften. Das letzte gab es 1993. Es ging allerdings glimpflich aus, weil das Rheintor stand hielt, aber schon bald Undichtigkeiten aufwies. Ein Foto der Ausstellung zeigt das Rheintor noch in einer alten Form, nicht als Brücke der Promenade, sondern nur mit einem Eisensteg. Es stammt vermutlich aus dem Jahr 1920.
Viel Aufmerksamkeit und Schmunzeln erntet ein Bild aus dem Jahr 1919: Damals war ein Straßenbahnanhänger auf der leicht abschüssigen früheren Rheinstraße ins Rollen gekommen. Der Wagen war neben der damaligen Gaststätte Packenius am alten Uerdinger Rathaus abgekoppelt, aber nicht gebremst worden.
Auf seiner Geisterfahrt rollte er durchs Rheintor - ohne anzuecken - und dann über die untere Werft beinahe in den Strom. Ein Schiffshebekran konnte den Wagen wieder aufrichten. Einen Prellbock auf den Schienen hatte es nicht gegeben. Dafür aber hinterher einen Sündenbock, den Schaffner, der versäumt hatte, das Bremsrad anzuziehen.