Dienst-Zylinder ist am Ende

Bei der Kirmes-Eröffnung greift Bezirksvorsteher Jakubowski auf sein eigenes Stück zurück.

Uerdingen. Der alte Brauch wird nicht gebrochen: Die Uerdinger Kirmes wird offiziell eröffnet, obwohl sie schon 24 Stunden vorher begonnen hat. Geschäftsleute hatten vor drei Jahrzehnten durchgedrückt, dass sie auch den Samstag nutzen können. Punkt 12 Uhr mittag, zum Ende des Sonntagsgottesdienstes, hat Bezirksbürgermeister Elmar Jakubowski auch diesmal auf dem Balkon des Rathauses den Zylinder geschwenkt, damit Volk und Schausteller begrüßt und so die Kirmes offiziell eröffnet, die am Dienstagabend mit dem Feuerwerk endet.

Diesmal allerdings griff Jakubowski zu seinem privaten Zylinder. Denn der Dienst-Hut ist so lädiert, dass er auseinander zu fallen droht. Der Bezirksbürgermeister kündigte dem anwesenden Oberbürgermeister Gregor Kathstede an, für den nächsten Etat Geld für einen neuen Zylinder zu beantragen. Der vieldeutige Zylinderschwenk ist uralt, die Kirmes selbst allerdings historisch.

Schon 1462 hat Kurfürst Dietrich von Köln den Uerdingern einen Jahrmarkt genehmigt. Daraus wurden drei, an Laurentius, Katharina und Aschermittwoch. Die wurden 1808, zur napoleonischen Zeit, wieder zusammengefasst.

Seitdem findet die Kirmes am Wochenende um St. Pantaleon statt, dem Patron der Ärzte und Hebammen, der am 27. Juli gefeiert wird. Ob auch eine Frau den Zylinder schwenken darf, falls sie gewählt wird, ist noch nicht ausdiskutiert. Als Grete Schmitz in den 1950ern Bezirksbürgermeisterin war, überließ sie diese Arbeit ihrem Parteifreund Heinrich Strater.

Bei seiner Pflichterfüllung konnte Jakubowski herabschauen auf einen sonnenbeschienen Marktplatz, direkt vor sich die Super-Bar "Airport", dahinter das Kettenkarussell und ein Kinderfahrgeschäft, links und rechts Fisch- und Wurstbraterei, Schießbude, Entenfischerei und Büchsenwerfen, am östlichen Ende ein Simulator, der die Benutzer testet, dazwischen dicht gedrängt sommerlich gekleidete Menschen, die nach oben geschaut hatten, als die 500 roten und 500 blauen Luftballons nach Böllerschüssen und zum Klang heftiger Marschmusik Richtung Duisburg in den Himmel stiegen.

Nicht sehen konnte er das Treiben auf dem Röttgen, mit dem großen Autoscooter und einem Twister. Angereichert wurde das Kirmesgeschehen durch den gut bestückten Trödelmarkt in Ober- und Niederstraße. Zur Eröffnung aufgezogen waren die Uerdinger Schützen und die Bürgerwehr, in rot-weißen und blauen Uniformen, die von den Uerdinger Spielfreunden auf Tritt gehalten wurden. Der Montag spielt sich für viele Uerdinger in den umliegenden Gaststätten ab. Deshalb haben die Schausteller den "Oma-und-Opa"-Tag erfunden: Senioren und Enkel brauchen nur einmal zahlen, wenn sie zwei Runden drehen.