Für neun Stunden ist passen verboten
In Marl finden am Wochenende die Landesmeisterschaften im Skat statt. Vier „Oedinger Jungs“ sind dabei.
Uerdingen. Die Ödinger Jungs fiebern dem 4. Juli entgegen. Am Samstag kämpfen Vorsitzender Karsten Pagels, Sportwart Herbert Döring, Karl-Heinz ten Haaf und Jochen Heidenbluth zusammen mit Ersatzspieler Kurt Range als Mannschaft bei den NRW-Landesmeisterschaften in Marl um die Qualifikation zur deutschen Skat-Meisterschaft im Oktober in Bonn.
"Ein Ersatzspieler ist schon deshalb nötig, weil das Mannschaftsturnier etwa neun Stunden dauert und jeder sich gerne einmal ablösen lässt", erklärt Pagels. Pausen seien zur Erholung sinnvoll, aber auch für den Fall, dass bei einem Spieler einfach nichts läuft.
Einen Schlachtplan haben sich die Skatfreunde schon zurechtgelegt. "Anfangen wollen wir à la Otto Rehagel mit einer kontrollierten Offensive", verrät Pagels. Denn es müssen genug Punkte her, da sich nur 13 von 120 Mannschaften qualifizieren.
Wenn in der zweiten Tageshälfte des Wettkampfs noch einige Punkte fehlen sollten, wollen die Ödinger Jungs "Gas geben". Dann heißt es beim Reizen, das dem Skatspiel stets vorausgeht und bestimmt, wer das Spiel macht, nicht mehr 18, 20, passe. Vielmehr werden die Spiele bis zu höheren Punktzahlen ausgereizt, was aber auch ein größeres Risiko bedeutet.
"Das wäre ein Riesending, wenn das klappen würde", schwärmt Pagels schon mit Vorfreude. Das habe schon seit zwölf Jahren kein Krefelder Skatverein mehr geschafft. Vielleicht würde ein solcher Erfolg dem Club helfen, die Nachwuchsprobleme zu überwinden. Nur 18 aktive Mitglieder zählen die Ödinger Jungs, bei denen auch "Mädels" zugelassen sind.
Das älteste "Mädel" ist sogar Gründungsmitglied. Christine Volkmann ist 88 Jahre. Als sie das Vereinslokal "Zum Wallgarten" am Obertor in Uerdingen betritt, pünktlich kurz vor 19 Uhr wie jeden Donnerstag zum Training, steuert sie zielbewusst ihren Stammtisch an und gibt schließlich lautstark das Kommando: "Auf geht’s."
"Skat ist ein anspruchsvolles Spiel, das Spaß macht", sind sich die Skatfreunde um Karsten Pagels einig. Das Kleeblatt, das jetzt an den Meisterschaften teilnimmt, spielt in der Bezirksliga und steht zurzeit auf einem der Aufstiegsplätze zur Verbandsliga.
An den Wochenenden treffen sich vier von insgesamt 16 Mannschaften der Bezirksliga und treten gegeneinander an. Mehrere Pokale haben die "Skatbrüder" schon gewonnen. Top-Spieler ten Haaf war 2006 sogar Einzelmeister der Verbandsgruppe Niederrhein. Gespielt wird auch in der Freizeit, unter anderem mit den Ehefrauen, die Skat zwar gerne, aber mehr zur Unterhaltung spielen.
Freuen würden sich die Clubmitglieder, zumeist im gesetzten Mittelalter, wenn sich jugendlicher Skatnachwuchs einfinden würde. Alle, die Interesse an Spiel und Geselligkeit haben, sind aufgefordert, donnerstags um 19 Uhr zu kommen - allerdings während des Ferienmonats Juli in die Dorfschänke Bockum an der Uerdinger Straße.