Bayer-Kasino: Ein Denkmal, das nicht jeder will
Abreißen oder stehen lassen? Was soll mit der ehemaligen Kantine in Uerdingen passieren? Das waren die Fragen am WZ-Mobil.
Krefeld. Ab wann ist ein Gebäude eigentlich historisch wertvoll? Wie alt muss es dafür sein und wie definiert man eigentlich „herausragende Architektur“? Zugegeben, architekturhistorische Fragen lassen sich von Laien oft nur „aus dem Bauch heraus“ beantworten. Aber in den Stadtteilen ist das Gefühl der Bürger oft wichtiger als Fachwissen. Deshalb hat die WZ die Uerdinger gefragt, was sie vom Erhalt des alten Bayer-Kasinos halten. Denn das vor kurzem unter Denkmalschutz gestellte Gebäude aus den 60er Jahren war einmal hochmodern, heute ist es in die Jahre gekommen und müsste dringend saniert werden. Die energetische Ertüchtigung und Bewirtschaftung würde Millionen kosten, hält Bayer Real Estate der Denkmalschutzbehörde entgegen.
„Es war zu seiner Zeit supermodern, das fand ich damals richtig gut. Gerade weil es so ausgefallen ist, kann ich mir eigentlich auch gut vorstellen, es zu behalten. Aber es wurde jahrelang nichts mehr daran gemacht und jetzt ist es ziemlich verkommen“, sagt Waltraud Mertenschledde. „Wenn die Sanierung zu teuer wird, sollte man es deshalb lieber nicht unter Denkmalschutz stellen.“
Das sieht auch Karl Schmitz so: „Das muss alles bezahlbar bleiben“, sagt er. Und vor allem: „Es ist zu jung, um unter Denkmalschutz gestellt zu werden. Das ist ein normaler, guter 60er Jahre Bau, mehr nicht.“ Erhaltenswert sei dies hier, sagt Schmitz und zeigt über seine Schulter auf die klassizistischen Gebäude am Uerdinger Markt.
„Ich denke, man übertreibt es mit dem Denkmalschutz“, findet Rainer Holzmann. „Wenn es zu teuer ist, wird gar nichts gemacht und es zerfällt vor sich hin. Dann sollte man es besser gleich abreißen.“ Das hätte auch etwas mit Vernunft zu tun.
Für viele Teilnehmer an WZ-Mobil steht und fällt der Erhalt des Gebäudes mit der Nutzung. „Das Kasinogebäude ließe sich gut als Haus der Bayer-Vereine nutzen“, findet Klaus Mock. Auch anderen Vereinen sollte es zur Verfügung stehen.
Michael Wolf kann die Argumente beider Seiten nachvollziehen. „Wenn man es erhält, sollte man es einer sinngemäßen Nutzung zuführen, damit die Kosten gedeckt sind“, sagt er. Sein Vorschlag: „Bayer überlegt doch, den Baytreff an der Duisburger Straße zu schließen. Den könnte man ja ins Bayer-Kasino verlegen und ihn auch weiter für andere Vereine und Veranstaltungen öffnen.“
Eine ähnliche Idee hat auch Wolfgang Braams. „Es gibt viele Uerdinger Vereine, die eine neue Bleibe suchen“, sagt er. Claudia Zoonz findet die Idee eines Gemeindehauses sinnvoll. „Es wäre ja alles da, eine Küche und ein großer Saal. Man könnte dann zum Beispiel Partys für Jugendliche und Filmabende für Senioren veranstalten.“
Unbedingt erhaltenswert findet Nicole Korell das Kasino. „Das Gebäude gehört zu Uerdingen dazu“, sagt sie. Geeignete Nutzungsmöglichkeiten sehe sie zum Beispiel in Form einer Kita oder eines Treffpunkts für Senioren. „Man muss ja nicht immer alles neu bauen, heutzutage wird sowieso viel zu schnell abgerissen.“
Andere Besucher schlagen vor, das Kasino dem Bürgerverein für Sitzungen und Ausstellungen zur Verfügung zu stellen, oder — nicht ganz ernst gemeint — als Standort für eine neue Uerdinger Bücherei.