Bayer-Kreuz ist für viele Uerdinger „Heimat“
Als Wahrzeichen und Wegweiser empfinden zahlreiche Stadtteilbewohner das Firmenemblem. Darauf wollen sie nicht verzichten — auch ohne Bayer.
Uerdingen. Das Unternehmen Bayer hat Uerdingen jahrzehntelang geprägt, sich jedoch zurückgezogen: Bayer wurde in viele neue Unternehmen aufgesplittet, aufgegeben. Das ist nicht nur wirtschaftlich folgenschwer. Was geschieht mit dem Bayer-Kreuz, wenn es Bayer nicht mehr gibt?
„Ich sehe jeden Abend die Beleuchtung. Schön finde ich es nicht. Aber das Kreuz muss aus nostalgischen Gründen erhalten bleiben“, sagt August Hops. Das sieht Willi Strater ähnlich. „Ich glaube nicht, dass das Kreuz abgerissen wird. Es wird bleiben. Wenn nicht, wäre es sehr schade. Denn dann haben wir ja bald nichts mehr hier in Uerdingen“, sagt Strater.
„Also mir ist es egal, ob es bleibt oder nicht. Eine Kirche ist ein Wahrzeichen für eine Stadt, aber ein solches Symbol ist keine Werbung für Uerdingen“, sagt dagegen Werner Magerstedt.
„Wozu noch das Bayer-Kreuz? Das Unternehmen ist weg. Nostalgie? Also so schön ist es nun wirklich nicht“, sagt Gudrun Wienhold.
Andere Passanten empfinden das Firmenemblem als Teil ihrer Biographie. „Ich möchte nicht, dass das Kreuz verschwindet, weil ich mit ihm groß geworden bin. Selbst wenn Bayer nicht mehr in Uerdingen ist, ist doch der Chemiepark noch da. Ich habe selbst bei Bayer gearbeitet, und wenn wir aus dem Urlaub nach Hause kamen und vom Flieger aus das Kreuz sehen konnten, da habe ich gesagt: Schatz, wir sind Zuhause“, sagt Renate Kämmerer.
„Jeden Morgen fällt mein Blick aufs Bayer-Kreuz. Wir wohnen ja direkt gegenüber. Wenn es nicht mehr da wäre, würde mir schon etwas fehlen. Nein, es darf nicht weg. Ich habe dort gearbeitet, mein Sohn ist jetzt bei Lanxess, und meine Schwiegertochter ist auch bei einer Bayer-Firma beschäftigt. Vor Jahren, als umstrukturiert wurde, sagte sie: Bin mal gespannt, wie die Firma morgen heißen wird. Nein, das Bayer-Kreuz darf nicht weg. Wenn Bayer nicht gewesen wäre, wäre hier heute nichts. Die haben früher alles unterstützt. Unser ganzer Bekanntenkreis ist dafür, dass das Kreuz bleibt“, sagt Hans Kämmerer.
„Das Kreuz gehört einfach zu Uerdingen. Wenn ich aus dem Urlaub komme und das Bayer-Kreuz sehe, dann weiß ich, dass ich wieder zuhause bin“, sagt Marie Bongartz.
Diese Gefühlslage kennt Annette Bouzoubardis gut. „Es sollte bleiben, weil sonst etwas fehlt, wenn man vom Rhein rüberkommt. Ich lebe jetzt in Athen, und wenn ich mit dem Flugzeug in Düsseldorf lande und das Kreuz nicht sehen würde, würde mir etwas fehlen“, sagt Bouzoubardis.
Waltraud Mertenschledde
„Es war schon immer da. Schon als ich klein war. Mit dem Kreuz bin ich alt geworden. Wenn ich als Kind nach Hause kam und das Kreuz schon von weitem gesehen habe, da wusste ich: Hier bin ich Zuhause. Es stank zwar damals wie die Pest. Aber wir kannten es nicht anders. Gut, wenn Bayer kein Geld hat, um den Strom für das Kreuz zu zahlen, dann muss man das wohl akzeptieren. Aber können sie es nicht stehenlassen, damit man es wenigstens tagsüber sieht? Ich würde es sehr bedauern, wenn es nicht mehr da wäre“, sagt Waltraud Mertenschledde. „Wenn man abends am Rhein ist und zum Werk schaut: Das ist schon eine tolle Skyline. Man könnte meinen, man lebt in einer Großstadt.“
Ann-Christin Carstens ist zurückhaltender: „Ich habe da keine Meinung zu. Ich bin eine Zugezogene.“ Nicole Schröders Haltung ist dagegen klar: „Viele heulen ’rum und bedauern, dass das Kreuz vielleicht entfernt wird. Ich nicht. Ich habe da keine emotionale Bindung zu.“