Behindertensportabzeichen: Fitness hat keine Altersgrenze
Manfred Naeder (80) hat zweimal das Behindertensportabzeichen in Bronze gemacht — und will auch das goldene schaffen.
Krefeld-Uerdingen. Faul auf der Couch herumsitzen, fernsehen und dabei womöglich auch noch ungesunde Sachen futtern: Mit dieser Form der Freizeitbeschäftigung hat Manfred Naeder nichts am Hut. Im Gegenteil: Viele jüngere Menschen könnten von ihm noch einiges lernen — wie man den berühmten inneren Schweinehund überwindet, zum Beispiel. Der 80-Jährige trainiert konsequent dreimal pro Woche im Fitness-Studio. Und nicht nur das: Kürzlich hat er zum zweiten Mal das Behindertensportabzeichen gemacht.
„Sportlich war ich eigentlich schon immer“, erzählt Naeder. Als Jugendlicher hat er in der ersten Liga der DDR Wasserball gespielt, und auch später hat er sich immer viel bewegt. Doch er hat eine schwere körperliche Behinderung, eine ataktische Gehstörung. Einfach ausgedrückt: Seine Füße tragen ihn nicht mehr richtig, Naeder hat Probleme beim Stehen und Gehen. „Dann kam auch noch ein schwerer Bandscheibenvorfall hinzu“, erzählt er.
Die Schmerzen machten ihm das Leben schwer, es musste etwas passieren. „Da hat mir mein Physiotherapeut ein auf mich zugeschnittenes Trainingsprogramm empfohlen, das meine Lendenwirbel stabilisieren sollte.“ Gesagt, getan: Manfred Nae-der hat mit den Übungen begonnen, die schon bald Wirkung zeigten. Heute ist er im Rücken komplett schmerzfrei.
Damit allein gab sich Manfred Naeder aber nicht zufrieden. „Der Ehrgeiz hatte mich gepackt, ich wollte das Behindertensportabzeichen machen“, sagt er. Und schaffte das Bronze-Abzeichen 2009 zum ersten, im vergangenen Sommer zum zweiten Mal. Trainiert hat er mit Rolf Schemann, der die Prüfungen auch abnimmt. Schauplatz war die Hubert-Houben-Kampfbahn.
Naeder übte sich im Kugelstoßen, Gehen, Schleuderball und Speerzielwurf. Auch Schwimmen stand auf dem Programm. Seine Leistungen konnten sich sehen lassen: In allen Disziplinen war er besser als nötig. Ein Beispiel: 100 Meter schwamm er in 3,41 Minuten — neun Minuten hätten auch gereicht.
„Es ist einfach toll, mit anderen Leuten zusammen und an der frischen Luft zu trainieren“, sagt Naeder. Im Fitness-Studio hat er inzwischen so viele Bekannte, dass er nicht mehr einfach nur zum Sport dorthin geht. „Wenn ich mal früher komme als sonst, fragen die anderen später nach mir“, erzählt er. Man merkt, wie viel ihm diese Welt bedeutet, dass der Sport — und nicht zuletzt das Abzeichen — sein Selbstbewusstsein stärken. „Das Training macht Spaß und hält mich jung.“ So fasst Manfred Naeder seine Aktivitäten zusammen.
Und es stimmt: Wie ein Mensch, der am liebsten auf der Couch sitzt, fernsieht und ungesunde Sachen futtert, sieht er überhaupt nicht aus. Und wie 80 erst recht nicht. Nächstes Jahr will er das Abzeichen in Silber machen, und danach ist auch schon das goldene greifbar nah. Zweifel, ob er das schaffen wird: keine.