Bunker Röttgen: In Uerdingen schwingt die Abrissbirne
Am Donnerstag haben die Abbrucharbeiten an dem riesigen Betonklotz begonnen. An Stelle des Bunkers soll ein Wohn- und Geschäftskomplex entstehen.
Krefeld. Die Abrissarbeiten am Bunker am Uerdinger Röttgen haben begonnen. Nachdem die benachbarte Schule in den vergangenen Wochen bereits weitgehend dem Erdboden gleich gemacht worden ist, muss nun auch der große Betonklotz weichen. Die Firma Becker aus Bottrop rückte mit schwerem Gerät an und schlug im oberen Bereich mit einer vier Tonnen schweren Abrissbirne zuerst eine so genannte Pionieröffnung in die Betonwand. Mittels Greiferzange und Meißel wird nun Stück für Stück des Schutzgebäudes aus dem Zweiten Weltkrieg herausgetrennt. "Es wird versucht, ohne Sprengung auszukommen", sagte Architekt Jürgen Schwittmann am Donnerstag auf WZ-Anfrage. Die Abrissarbeiten werden voraussichtlich sechs bis acht Wochen dauern - täglich zwischen sieben und acht Stunden. Der Bunker wird bis auf die etwa 50 Zentimeter dicke Bodenplatte abgetragen. Vorab wurde der Abriss der alten Franz-Stollwerck-Schule und der ehemaligen Jugendeinrichtung Jo-Jo begonnen. Nach dem Abriss des Bunkers wird mit der Neugestaltung des rund 6000 Quadratmeter großen Areals zwischen Bahnhof- und Kurfürstenstraße begonnen werden. Wie die WZ bereits berichtete, ist dort ein Komplex mit dem Schwerpunkt Einzelhandel und Dienstleistungen vorgesehen. Das Gebäude wird überwiegend dreigeschossig sein. Im Parterre zieht ein Lebensmittelmarkt mit 2500 Quadratmetern Verkaufsfläche ein. Zudem sind 285 neue Parkplätze in einer Hochgarage geplant. Der Bunker am Röttgen im zweiten Weltkrieg: Zweiter Weltkrieg: Ende Februar, Anfang März 1945 rollte die Front über Krefeld. Die deutschen Truppen flüchteten über die noch nicht gesprengte Rheinbrücke. Die US-Armee rückte nach. Sie wollte die intakte Brücke erobern. Kampf um die Brücke: In Uerdingen konzentrierten sich die deutschen Artilleriekräfte. Selbst auf dem Marktplatz wurden Geschütze aufgestellt. Die Vorbereitungen für eine Sprengung der Brücke liefen frühzeitig an. Ohne Unterlass feuerte die US-Armee auf die Rheinstadt. Die Menschen flüchten sich zumeist in die maßlos überfüllten Bunker. Bunker: Am Röttgen quartierten sich neben den Zivilisten auch noch Soldaten einer Fallschirmjäger-Kompanie ein. Deren Hauptmann plante,beim Einmarsch der Amerikaner auf jeden Fall ein Blutbad zu vermeiden. Für den Fall, dass die US-Soldaten vor dem Bunker plötzlich auftauchen sollten, wollte er sich ergeben. Ansonsten plante er, sich mit seiner Einheit bei nächster Gelegenheit abzusetzen. So geschah es auch. Sprengung: Am späten Abend des 3. März fuhren die Deutschen einen mit Munition beladenen Lkw zwischen die beiden Pylone der Rheinbrücke. Gegen 6 Uhr am folgenden Morgen explodierte dieser und riss eine gut 100 Meter breite Lücke. Krefelder Bunker: Der Bunkerbau wurde in den 1940er Jahren gerade in den Industriestädten des Westens forciert. In Krefeld genehmigte man 30 große Bunkeranlagen, von denen letztlich 22 Hoch- und zwei Tiefbunker realisiert wurden. Hinzu kommen 45 Stollenanlagen. Ein Großbunker kostete rund 800000 Reichsmark, was heute rund vier Millionen Euro entspricht.