Ein Linner Stadtführer erzählt Geschichte(n) aus dem alten Ort

Ein Rundgang mit Stadtführer Horster.

Ohne Einführung geht es los. Stadtführer Karlhermann Horster kommt gleich zur Sache und erklärt einiges zur Baugeschichte des Linner Museums. Man erfährt etwas von einem Bunker und von mehr als 6400 Gräbern, deren bedeutendste geborgenen Schätze in der Ausstellung zu sehen sind. An den beiden Linden vorbei wandert die Gruppe zur nächsten Straßenecke.

Hier werden die Teilnehmer des Ortsrundgangs Linn "Menschen und Häuser" in wenigen Sätzen mit der Geschichte vom 20. Jahrhundert, als die Häuser an der Rheinbabenstraße auf dem Gelände der ehemaligen Synagoge erbaut wurden, bis hin zum neuzeitlichen Pfeiler, der das mittelalterliche Stadttor andeutet, konfrontiert.

Ein Überblick, eine kleine Einführung wären recht nützlich, aber bei den vielen alten Häusern des historischen Ortskerns hat der Stadtführer dafür keine Zeit. Wohl aber für interessante Geschichten, in denen es menschelt: Da verkauften die Linner ihr Rathaus im 18.Jahrhundert, weil es wohl nicht mehr viel taugte und die Ratsherren trafen sich dann zu den Sitzungen zu Hause oder in einer Wirtschaft.

Immer wieder fallen hoch gelegte Hauseingänge auf. Hier und da steht die Jahreszahl 1784 am Türrahmen. Es wird deutlich, dass es das Hochwasser war, das die Bauherren zu einer solch effektiven Maßnahme trieb. Es war auch eine Frage des Geldes, ob man sich ein Hochparterre leisten konnte.

Bei den kleinenen Fachwerkhäusern, die wohl von weniger begüterten Leuten gebaut wurden, hatte das Holz der Konstruktion durch Hochwasser dann schon mehr zu leiden. Auf dem Rundgang gibt es einen wohltuenden Sitzstopp im Warmen in der Pfarrkirche St. Margareta. Diese Kirche konnten die Linner Anfang des 19. Jahrhunderts auf einem Gartengrundstück erbauen, das ihnen die Witwe des damaligen Bürgermeisters geschenkt hatte, nachdem die Vorgängerkirche eingestürzt war.

Die wenigen Reste dieser alten Kirche wurden auf dem Margaretenplatz freigelegt. Bis zum Jahr 1824 wurden auf dem Friedhof, also auch noch zu Zeiten der Ruine, die Toten beigesetzt. Als Archäologen hier später gruben, förderten sie Skelette, schwarz wie Ebenholz, aus dem moorigen Boden zutage.

Viele Details aus der Linner Vergangenheit werden im Laufe der eineinhalb Stunden lebendig. Doch es ist längst nicht alles, was über das Burgstädtchen zu sagen wäre. Es lohnt sich durchaus, mal einer der beiden Stadtführerinnen zu folgen, denn jeder hat seine eigenen Schwerpunkte und Geschichten. gmk