Begegnung Flüchtlingscafé bringt Menschen zusammen

Bei dem Angebot der katholischen Gemeinde St. Nikolaus geht es nicht nur darum, Deutsch zu lernen.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Die alte Bücherei in Uerdingen ist geschlossen. Hier können keine Romane oder Nachschlagewerke mehr ausgeliehen werden. Das heißt aber nicht, dass gar kein Leben im Haus ist und Bücher keine Rolle mehr spielen. Denn dienstagsmorgens und freitagsabends ist die alte Bücherei Anlaufpunkt für Flüchtlinge. Dort lernen sie Deutsch, können die Sprache bei zwanglosen Unterhaltungen ausprobieren, erhalten Hilfe in fast allen Lebenslagen und knüpfen Kontakte bei Kaffee, Tee und Plätzchen.

Ein fester Helferstamm von sechs engagierten Privatleuten kümmert sich um das Angebot der katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus, das in Kooperation mit dem Flüchtlingskoordinator Hansgeorg Rehbein stattfindet. Michaela Calabrese Lewicki hat das „Café UE“ nach einem in Gartenstadt als zweites gestartet. „In diesem Begegnungscafé wird nicht nur Deutsch geübt. Es bringt die Menschen zusammen, auch bei unseren Themen-Nachmittagen.“

So fand mit Stadtführer Ulrich Pudelko ein Gang durch „Krefeld, meine Stadt“ am Tisch statt oder es ging um „Meine Rolle in der Familie“. Auf der anderen Seite zeigen sich auch die neuen Mitbürger engagiert. „Nisreen und Radwan Bakko aus der syrischen Hauptstadt Damaskus haben schon zu Linsensuppe mit Croutons und Taboulé, einem landesüblichen Salat, eingeladen“, sagt Barbara Pöhler, eine der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen.

„Mein Mann ist Koch“, berichtet Nisreen Bakko im Begegnungscafé. „Er wagte vor zwei Jahren die Flucht und hat dann mich und unsere drei Kinder Joliana (18), Aziz (16) und Rooni (8) nachgeholt. Besonders die Kleine hat noch oft Angst. Wenn es im Fernseher laut knallt, erinnert sie sich an die Bomben und redet nicht mehr.“ Die Mutter spricht ziemlich perfekt Deutsch und möchte gerne arbeiten. „Zuhause war ich Grundschullehrerin“, berichtet sie. „Mein Mann möchte gerne als Koch tätig sein und sucht eine Stelle. Wir haben eine Wohnung an der Glockenspitz bezogen.“

Mohamet Kaled (40) kam zu Fuß aus Aleppo in Syrien nach Deutschland. „Ich wohnte in der Nähe der Türkei und habe mich auf den Weg gemacht. Frau und Kinder kamen dann mit dem Flugzeug nach. Es war eine Katastrophe in Aleppo, vor allem für die Kinder“, sagt er. Kaled hat jetzt einen Minijob beim Friseur und macht ein Praktikum bei einem Schneider. Pöhler: „Das haben wir vermittelt. Denn wir helfen auch, Praktikumsplätze für die Flüchtlinge zu finden oder eine Wohnung.“ Wenn der Strom abgedreht wird und kein Brei mehr gekocht werden kann, sprechen die Helfer mit dem Sozialamt. Wenn der Kinderwagen defekt ist, beschaffen sie einen neuen. „Und beim Ausfüllen der Asylanträge stehen wir auch zur Seite.“