Baudenkmal Krefelds Rheinbrücke wird 80
Erste Pläne für das größte Denkmal der Stadt wurden 1928 entwickelt, 1933 erfolgte der erste Spatenstich und 1936 die Einweihung.
Uerdingen. 860 Meter lang und im nächsten Jahr 80 Jahre alt: Die Uerdinger Rheinbrücke ist ein Baudenkmal — und ein Wahrzeichen der Rheinstadt. „Die Brücke ist insbesondere als Dokument deutscher Geschichte und wegen der baukünstlerischen Auffassung über Harmonie von Natur und Technik bedeutend“, so lautet die Begründung der Denkmalwürdigkeit.
Die Verantwortlichen von Straßen NRW hegen große Pläne: Wenn es nach dem Bundesverkehrsministerium geht, dann soll die B 288 ausgebaut werden und bald eine vierspurige Autobahn von Uerdingen über den Rhein nach Duisburg führen. Die Stadt Krefeld lehnt den weiteren Ausbau auf ihrer Seite ab.
Die Idee zum Ausbau der B 288 und der Brücke sei „mindestens 20 Jahre alt“, betont Athanasios Mpasios, Projektleiter für den Autobahnausbau bei Straßen NRW. Ob der realisiert werde, darüber entscheide der Bundesverkehrswegeplan, der Anfang nächsten Jahres verabschiedet wird. Erst dann kann mit weiteren Planungen begonnen werden. Denkbar sei dann auch ein Abriss des Denkmals, eine andere Variante der Bau einer zweiten Brücke, parallel zum alten Bauwerk. Fest stehe: „Rheinbrücken sind Nadelöhre, irgendwo muss der Verkehr rüber“, sagt Mpasios. Doch bis es soweit ist, könnten Jahre vergehen: „Die 80 Jahrfeier kann natürlich stattfinden.“
Erste konkrete Pläne für die Rheinquerung hatte es bereits 1928 gegeben, dem Jahr der Vereinigung der Städte Uerdingen und Krefeld. Der Brückenbau war Teil eines Programms, zur Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit. Die lag damals in Krefeld bei 20 bis 25 Prozent. Am 29. Oktober 1933 erfolgte der erste Spatenstich — bis zu 1000 Arbeiter waren beim Bau der Rheinbrücke im Einsatz. Die Konstruktion stammt vom Brückenbau-Ingenieur Friedrich Voß. Mit dieser Auslegerbrücke mit Zügelgurten und den beiden 40 Meter hohen Portalpylonen überwand Uerdingen zumindest beim Straßenverkehr die jahrzehntelange Verkehrs-Isolation.
Nicht einmal drei Jahre später, am 7. Juni 1936, wurde sie bei der Einweihung zur Adolf-Hitler-Rheinbrücke, der Fährverkehr zwischen Uerdingen und Mündelheim eingestellt. Am 4. März 1945 erschüttert eine schwere Explosion das nächtliche Uerdingen: Soldaten der Nazi-Wehrmacht hatten auf dem Rückzug eines Gefechts mit den US-Truppen die Brücke gesprengt, dabei kamen auf beiden Seiten dutzende Soldaten ums Leben. Unter Verwendung der alten Konstruktionspläne und Materialien begann 1948 der Wiederaufbau.
Am 4. November 1950 eröffnete CDU-Ministerpräsident Karl Arnold die Rheinbrücke wieder. Er sprach von einem „Symbol des Wiederaufbaus am Niederrhein“. Zur Erhöhung der Tragkraft erfolgten 1964 Verstärkungsmaßnahmen. Zwischen 1984 und 1993 wurde sie für zehn Millionen Mark instand gesetzt.
Die letzten Sanierungsarbeiten führte Straßen NRW im vergangenen Jahr durch: Über mehrere Wochen war das Bauwerk in beide Richtungen nur über verengte Fahrspuren zu passieren.
Früher gab es an Stelle der Stahl-Konstruktion eine Fährverbindung zwischen Mündelheim und Uerdingen. Diether Rehbein vom Uerdinger Heimatbund weiß: „Seit dem späten Mittelalter war die Rheinfähre die einzige Verbindung zum jeweils anderen Rheinufer.“ Der letzte Fährmann, das fand Rehbein heraus, war Jean Herbertz. Seine letzte reguläre Fahrt machte er am 15. März 1937 um 18 Uhr. Und noch ein Detail zur Fähre hat Rehbein parat: „Prominentester Fährgast war Wilhelm von Humboldt.“ Der Bruder des Forschers Alexander von Humboldt querte den Rhein im Sommer 1789 auf seiner Reise ins revolutionäre Paris.