Linn: Weihnacht ohne jeden Kommerz
Ritterrunde zeigt, wie man sich einst aufs Fest vorbereitet hat
Krefeld. Lautenklänge und Plätzchenduft: Weihnachtliche Stimmung am Sonntag auf Burg Linn. Im unteren Rittersaal zeigt die Ritterrunde mittelalterliche Weihnachtsvorbereitungen. Zu den Klängen der Laute basteln Frauen, Männer und Kinder in mittelalterlichen Gewändern Strohsterne, jonglieren mit bunten Bällen und stellen nach, wie sich die Menschen einst auf Weihnachten vorbereiteten. Dazu werden Plätzchen, Kuchen, Käse und Wurst gereicht.
Den Advent als Zeit der Ruhe, ohne Kommerz und Hektik - so erlebten die Burgbewohner vor vielen hundert Jahren den Dezember. Genau das demonstriert die Ritterrunde. Etwas Besonderes auch für die Kinder des Familienvereins, dessen Mitglieder neun Monate bis 70 Jahre alt sind.
Die zehnjährige Sarah, natürlich auch im mittelalterlichen Kleid, bastelt geduldig einen Strohstern mit Strohhalmen und Nähgarn. Ob sie sich vorstellen kann, im Mittelalter zu leben? "Ich könnte mir das schon vorstellen. Da hätte man keinen Computer. Aber für mich wäre das nicht so schlimm." Stilecht im roten Gugel, einem Umhang mit Kapuze und langem Zipfel, ist auch der neun Monate alte Linus dabei. Denn die Ritterrunde ist kein reiner Männerverein. Die Familiengewänder werden meist selbst genäht. Ein Punkt, der für die 76 Mitglieder besonders wichtig ist.
Dabei kommt es auf die Authentizität der Kleidung an. "Ein einfacher Handwerker oder Bauer trug im Mittelalter erdfarbene Kleidung, ein Jäger Grün und ein Mann von Stand Blau. Ein armer Mensch konnte sich blau gefärbten Stoff nicht leisten", so Guido Heisterbach, Rundenleiter des Vereins, und seit 24 Jahren dabei. Mit der Kleidung, die einst getragen wurde, kennt er sich aus. Auf dem Kopf trägt er eine Bundhaube. Die zogen die Männer nicht nur auf, weil sie stets mit Kopfbedeckung aus dem Haus gingen, sondern auch, weil die Helme nicht gepolstert waren. Mit Perlenbändern verziert waren die Haare der Frauen. So, wie es damals in der Burg üblich war.