Mit dem Kanu durch Europa

Der Kan-Wander-Club Krefeld feierte sein 60-Jähriges. Er ist wie eine große Familie.

Krefeld-Gellep-Stratum. Sie haben das Faltboot mit dem Zelt in den Bollerwagen geladen. "Dann zum Bahnhof und ab in den Urlaub", erzählt Uschi Stegmanns von den 50er Jahren. "Wir hatten damals kein Auto, waren nicht mobil, das war die einzige Möglichkeit."

Die 66-Jährige ist seit 50 Jahren Mitglied im Kanu-Wander-Club Krefeld, der jetzt sein 60-jähriges Jubiläum feiert. "Das Boot durfte man mit einem Fahrradticket mitnehmen", erzählt sie weiter. "Eine Bluse, eine Hose", zählt sie weitere Gepäckstücke auf. So haben sie die Drau in Österreich erpaddelt und alle großen und kleinen Flüsse auf dem europäischen Kontinent. "Wir brauchen nur 64 Zentimeter, um irgendwo durchzukommen", sagt Lothar Tinnefeld, der erste Vorsitzende des Vereins.

2008, als der Sturm Kyrill die Bäume entwurzelt hatte, die dann wild über der Schwalm lagen, war selbst dieses Flüsschen ein Abenteuer. "Aber wir sind flexibel", zuckt er lässig die Achseln. "Wenn es irgendwo nicht weiter geht, dann tragen wir um."

Sprich, das Boot aus dem Wasser, auf die Schulter heben, zur nächsten Einsetzstelle tragen und weiter geht es. "Die Etappen sind ungefähr 30 Kilometer lang", sagt Marc Tinnefeld, der Sohn des Vorsitzenden. "Schließlich soll das nicht in Stress ausarten, wir wollen uns erholen. Zelt aufbauen und kochen dauert ja auch seine Zeit."

Die Kanu-Wanderer sind auch heute noch dem Camping treu. Marc hat seine ersten Fahrten mit seinem Vater im Kanadier gemacht, dem Boot, das auf Wettbewerben knieend mit einem Stechpaddel vorwärts bewegt wird. "Wir sitzen darin. Mutter und Vater vorne und hinten. Dazwischen die Kinder, sobald sie stabil sitzen können", blickt Kassiererin Ruth Sievert zurück. Der Verein ist entsprechend familiär geprägt. Ihr 15-jähriger Sohn Benedikt wurde ebenfalls auf diesem Wege mit dem Kanu-Virus infiziert. Er ist derjenige, der das samstägliche Treffen auf jeden Fall zum Paddeln nutzt, wenn die Älteren lieber bei Kaffee und Kuchen am Kaminfeuer im Bootshaus sitzen bleiben.

Weil auf dem Strom bei Linn der Kick des Wildwassers fehlt, nutzt er ein spezielles Kajak, mit dem er in den Ufer- und Heckwellen der Schiffe spielen und akrobatische Übungen machen kann. Beim Abpaddeln am Sonntag ging es von der Fähre in Langst-Kierst zutal nach Krefeld.