Segel-Club-Crefeld: Von Optis, Laserbooten, Shots und Schwertern
Beim Tag der offenen Tür des Segel-Club-Crefeld herrscht reger Andrang.
Uerdingen. Karlotta ist aufgeregt. Im Winter war sie zwar bereits schon einige Male beim theoretischen Training im Segelclub Krefeld am Elfrather See, aber in einem Boot gesessen hat sie noch nie. Während sie ihre orangefarbene Schwimmweste anlegt, richtet Jugendwartin Stephanie Diegel das Opti, ein Einmann-Segler, her.
Heute, beim Tag der offenen Tür, dürfen sich alle einmal fühlen wie ein richtiger Kapitän, jedoch nicht ohne vorher gründlich eingewiesen worden zu sein. „Dies ist das Shot“, erklärt Diegel und zeigt auf ein langes Tau, „damit wird das Segel gesteuert, das mit dem Schwert verbunden ist.“ Immer mehr Interessierte sammeln sich am Steg, wollen wissen, wie man einen Achter- oder Kreuzknoten bindet.
Darüber gibt die kleine Fee gerne Auskunft. Die Zehnjährige stammt aus einer Segler-Dynastie, schon ihr Opa fuhr zur See. Sie selbst ist über ihren Vater zum Krefelder Segelclub gekommen und betreibt den Sport nun leidenschaftlich. „Ihr müsst auf euren Kopf aufpassen“, schreit sie und deutet auf das Segel, das sich je nach Richtungsänderung über das Boot bewegt. Dann legt Karlotta ab. Ihr Blick ist dabei immer auf Stephanie Diegel gerichtet, die von außen Kommandos gibt.
Auf der Terrasse sitzen derweil die Sonnenanbeter und genießen den wolkenfreien Himmel. Davor spielt die Live-Band mit Hingabe. „Tausendmal berührt“ schallt aus den Boxen. Der Geruch von Grillkohle liegt in der Luft. Es wird ausgelassen geklönt und gefachsimpelt. Auf einer Anhöhe bauen ein paar Jungs unter Anleitung ein sogenanntes Laserboot zusammen und erfahren so spielerisch, dass jedem Segel-Turn eine gründliche Vorbereitung vorausgeht.
Was viele Kinder heute zum ersten Mal machen, ist für die Schüler der Montessori Gesamtschule Alltag. Seit mehreren Jahren kooperiert die integrative Schule mit dem Segelclub. Der Infostand gibt Auskunft über Projekte, bei denen auch körperlich behinderte Kinder Segeln lernen.
Tim und Ben sind von den ersten Gehversuchen bereits meilenweit entfernt. Sie führen eine schwierige Kenterübung vor. Dabei bringen sie das Boot ganz bewusst in Schieflage, bis es sich mit Wasser füllt. Danach drehen sie das Opti um 180 Grad und halten sich am Schwert fest. Genau so, wie es ihnen in zahlreichen Übungsstunden beigebracht wurde. Keine 50 Meter davon entfernt sitzt Hanna mit ihren Eltern im Korsar-Zweimann-Boot, die ihren Segelschein machen.
Der Leiter der Segelschule am Elfrather See, Friedhelm Müller, freut sich, dass der Tag der offenen Tür regen Anklang findet: „Gerade im Vergleich zum letzten Jahr sind viel mehr Leute gekommen, die wirklich Interesse am Sport haben. Schauen sie doch mal, wie viele Boote heute draußen sind.“
„Den Arm ausstrecken“, ruft Diegel Karlotta zu, damit sie das Segel zum Anlanden in die richtige Position bringt. Dann hat sie es geschafft. Fast ganz alleine hat sie das Boot gesteuert und ist nun sichtlich stolz. „Was für ein toller Tag“, sagt sie, „ die theoretische Übung sind schon interessant, aber selbst über das Wasser zu fahren macht riesigen Spaß.“