Spektakuläre Sanierung: Schlauch wird zum Kanalrohr

Die SWK sanieren auf spektakuläre Weise einen Kanal an der Langen Straße.

<strong>Krefeld. Es dürfte bei Kanalarbeiten nicht allzu oft vorkommen, dass ältere Menschen am Straßenrand stehenbleiben und Jugendliche ihre Digitalkameras zücken und begeistert fotografieren. Normalerweise sind Kanalarbeiten reine Routine und für Unbeteiligte eher Ärgernis als Unterhaltung.

Die aktuellen Sanierungsarbeiten der SWK Aqua an einem 100 Jahre alten, gemauerten Regenwasserkanal an der Langen Straße, Höhe Traarer Straße, sind jedoch höchst spektakulär: In die Innenwände des insgesamt 560 Meter langen Kanals wird ein neuer Kunststoffkanal gelegt, oder besser: gezogen.

Denn dieser Vorgang, auch Inliner-Verfahren genannt, ist ein raffiniertes Spiel mit den Gesetzen der Chemie: Auf der Ladefläche des insgesamt 48 Meter langen Schwertransporters liegt ein in ein spezielles Kunstharz-Gemisch getränkter, eisgekühlter Schlauch, der mit Hilfe eines Förderbandes an einem vier Meter hohen Trichter befestigt ist, der in den Kanal führt.

An einem Ende ist der Schlauch umgestülpt, immer stärker vollgepumpt mit Wasser gleitet er so in das Kanalrohr. "Es entsteht ein komplett neues Rohr im Rohr", erklärt Dirk Wormuth von der mit diesem Projekt beauftragten Firma Insituform. Damit aus dem Schlauch ein Rohr wird, muss die Chemie ein wenig nachhelfen: Das Wasser in den nun vollständig verlegten Rohren wird mit Hilfe von 6000 Kilowatt/Stunde Heizleistung auf 65 Grad erhitzt - das Material härtet aus, ein durchschnittlich 1,80 Meter hoher und 1,20 Meter breiter neuer Kunststoffkanal ohne Nähte oder Muffen mit drei Zentimeter dicken Außenwänden entsteht und ist nach dem Abkühlen voll funktionsfähig.

"Das Projekt ist eine extreme technische und logistische Herausforderung für uns" sagt Wormuth. Einerseits ist Uerdingen einer der umfangreichsten Aufträge bisher. Andererseits war schon der Transport eine Attraktion: Begleitet von der Polizei rollten insgesamt rund 250 Tonnen Schwertransport vier Nächte lang von Thüringen, wo "Insituform" sitzt und die Produktionshallen beheimatet sind, nach Krefeld. 1200 Pferdestärken waren notwendig, um die Fracht an den Niederrhein zu karren.

Nach dieser Arbeit ist erst einmal Ruhe: "Auf diesem Kanal ist eine Gewährleistung von 50 Jahren", sagt Wormuth.