Uerdinger Wappen - Stadtpatron Petrus ist überall präsent
Nur die zwei Schlüssel und der richtige Hintergrund sind Pflicht. Ein Spaziergang auf den Spuren des Uerdinger Stadtwappens.
Krefeld-Uerdingen. Wer hätte das gedacht: Ein Stadtwappen als Bausatz! Nur der Schild mit den beiden Schlüsseln und ein zweifarbiger Hintergrund sind eigentlich für das Uerdinger Wappen nötig. Auf dem alten Uerdinger Marktplatz, wo wir unseren Spaziergang beginnen, kann man dies in der Minimalform sehen. Im Pflaster des Parkplatzes sorgen unterschiedliche Gesteinsarten für die Farben: Bei den Schlüsseln und der Umrandung erweckt Grauwacke den Eindruck von Gold, den erforderlichen rot-blauen Hintergrund schaffen Pflastersteine aus Porphyr und Blaubasalt.
Wendet man von hier den Blick auf die Herbertzhäuser, sieht man am Balkon des neuen Rathauses schon ein aufwendiger gestaltetes Uerdinger Wappen. Antonius Wolf, ein Kenner der Geschichte Uerdingens, weiß zu berichten, dass diese Form nach einem Beschluss der Stadtverordneten vom 25. Januar 1894 in Auftrag gegeben wurde. Zuvor hatte der Jurist Dr. Felix Hauptmann mit einem Gutachten den Ratsherren einen Knigge für den korrekten Umgang mit dem Uerdinger Wappen geschrieben.
Die Stadtverordneten ließen sich nicht lumpen und bestellten in Stolberg ein Wappen mit bekrönendem Helm, Rokoko-Schnörkeln und zwei Flügeln. Auf die wurden noch einmal die Schlüssel gesetzt, so dass dieses Wappen eigentlich „doppelt gemoppelt“ ist. Noch immer nicht korrekt ist der Hintergrund des Schilds. „Man munkelt“, so Dieter Rehbein vom Uerdinger Heimatbund, „dass die braune Farbe noch aus dem braunen Reich stammt“. Wenigstens auf den zweifarbigen Flügeln ist hier heraldisch alles in Ordnung.
Über die Oberstraße geht es zum südlichen Rand der mittelalterlichen Stadt. Vorbei an einer Taube als „Mini-Wappen“ am Stammhaus der Familie Melcher und dem ehemaligen Wiegel’schen Haus mit dem Familienwappen über der Tür — drei Sterne und ein Helm, aus dem eine Blume herauswächst — geht es zum Platz Am Obertor. Welch ein Zufall! Die Fundamente des ehemaligen Stadttors, die man im Boden nachgezogen hat, sehen auch aus wie ein Schlüsselpaar.
Durch den Wallgarten Richtung Rhein gelangt man zu den nächsten Wappen. Die Schiffsanlegestelle bietet sie gleich in verschiedenen Ausführungen. Das Schlüsselpaar, das mit einer Lichterkette heute über dem Steigerzugang prangt, musste erst einmal vom Müll gerettet und von der Uerdinger Arbeitsgruppe Weihnachtsbeleuchtung repariert werden, um wieder zu erstrahlen. Auf der Seitenwand sieht man Neues, nämlich die Kombination zweier Wappen, die das Jahr 1929 mit sich brachte. Mit der Eingemeindung von Uerdingen wurden die beiden Stadtwappen in einen Rahmen gesteckt: der Krefelder Stadtpatron, der heilige Dionysius und das Uerdinger Schlüsselpaar.
Natürlich darf an einer wichtigen Stelle wie dem Rheintor das Uerdinger Wappen — wieder solo — nicht fehlen. Auf dem Geländer und auf der Stadtseite des Tores ist es in verschiedenen Ausführungen zu sehen, einmal aus farbig gefasstem Eisen mit einem Hauch Blattgold und in der zweiten Variante nur in Schwarz aus Basalt gemeißelt.
An schönen historischen Häusern vorbei steigt man leicht an zum Marktplatz. Als krönenden Abschluss des kleinen Spaziergangs gibt es am Alten Rathaus die edelste wie farbenprächtigste Ausführung. Gerade frisch restauriert, eine Stiftung von Antonius Wolf an Uerdingen zu seinem 70. Geburtstag, leuchtet das Gold mit 23 ¾ Karat von der barocken Hausfassade. Hier erscheint auch der heilige Petrus als Wappenhalter. Diese gestalterische Freiheit darf auch bei einem Wappen sein. Aber mit seinen unverkennbaren Attributen, den Schlüsseln, ist Petrus ohnehin immer präsent — schließlich hat er als Stadtpatron der Uerdinger immer und überall Dienst.