Uerdingen Wohin steuert die Chemie?

Um die Zukunft der größten Industrie-Sparte Krefelds ging es bei einer Diskussion der Grünen in Uerdingen.

Foto: Jürgen Brefort

Krefeld. Um die Zukunft der chemischen Industrie drehte sich eine hochkarätige Diskussionsrunde von Bündnis ´90/Die Grünen im Uerdinger Et Klöske an der Oberstraße. Dabei ging es nicht zuletzt um die rund 5200 Industrie-Arbeitsplätze in den Krefelder Chemiebetrieben, die inzwischen die größte Gruppe in der Stadt bilden. Für OB-Kandidat Thorsten Hansen war wichtig anzumerken, dass es hier nicht um Wahlkampf, sondern um Sachinformationen gehe.

Der jüngste Zwischenfall bei Huntsman im Chemiepark spielte in der Diskussion nur am Rande eine Rolle. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie die Chemie in nicht mehr ferner Zukunft ohne den Rohstoff Erdöl, der immer noch „zwischen 70 bis 80 Prozent Grundlage für die Produktion ist“, wie der Grüne Landtagsabgeordnete Hans-Christian Markert feststellte.

Markert war Vorsitzender der sogenannten Enquetekommission Zukunft der Chemie im Hinblick auf nachhaltige Rohstoffbasen, Produkte und Produktionsverfahren. Die Kommission des Landtages hat erst vor wenigen Wochen einen fast 500 Seiten langen Bericht mit Empfehlungen an die Entscheidungsträger erarbeitet.

Zwei Jahre Arbeit stecken darin, erklärt Markert und die Erkenntnis, dass nur eine ökonomisch, ökologisch und sozial geprägte Nachhaltigkeit die Zukunftsaufgaben bewältigen können. „Und alle diese drei Elemente müssen gleichberechtigt berücksichtigt werden“, betonte der Referent. Von einer solch nachhaltigen Zukunft hänge unser künftiger Wohlstand ab, vor allem in Nordrhein-Westfalen, dem größten Chemie-Standort Europas.

Markert fasste die Enquete-Erkenntnissse zusammen: Im Ergebnis liege nun eine Vielzahl von Handlungsempfehlungen vor, die sich von der Schaffung bestimmter Lehrstühle über die Unterstützung des Baus von Pilot- und Demonstrationsanlagen bis hin zu grundsätzlichen Bestrebungen wie der Intensivierung der Kreislaufwirtschaft erstrecken. Globalisierung und Energiewende stellen weitere neue Herausforderungen für die Wirtschaft dar. Markert sah als eine wichtige Alternative zum Rohöl Abfallgewinnungssysteme und die Biochemie.

Evonik-Chef Bernd Diener verwies darauf, dass die Krefelder Chemie 2014 einen Umsatz von 3,6 Milliarden Euro erzielt habe bei einer Exportquote von 62 Prozent. Nachhaltigkeit sei für seine Sparte vor allem vor dem Hintergrund der Abhängigkeit von Rohstoffen von hoher Priorität. Diener sah ein Element der Nachhaltigkeit im Dialog mit der Öffentlichkeit.

Als ein Sprecher der Initiative „Zukunft durch Industrie“ in Krefeld räumte er ein: „Wir haben in der Vergangenheit nicht genug miteinander geredet, wir waren nicht transparent genug.“ Mittlerweile aber sei dieser Dialog auf einem guten Weg.

Der Gewerkschafter Detlef Rennings bestätigte das, sah seine Aufgabe aber „in erster Linie in der Sicherung der Arbeitsplätze.“