WZ-Mobil: „Die räumliche Trennung der Kirmes ist Käse“
Krefeld. Irgendwo ist immer Rummel. Ob in Krefeld oder Straelen: Von Ostern bis Weihnachten trifft man Ute Römgens auf der Kirmes an. „Meine Familie steht hier seit über 100 Jahren“, sagt sie auf dem Marktplatz.
Mutter Lieselotte betreibt den Ausschank und das Kinderkarussell, Ute Römgens ist für den Imbiss, fürs Entenangeln und für Süßwaren zuständig. Um dem Besucherschwund auf der Uerdinger Kirmes entgegenzuwirken, plädiert Familie Römgens für einen kompletten Umzug auf den Platz Am Röttgen. „Da passt alles hin“, sagt die Schaustellerin.
Zeitgleich könnte das Rheinstadtfest auf dem Marktplatz stattfinden. „Dann müsste man sich nicht gesundschrumpfen.“ Auch von einem verkaufsoffenen Sonntag profitierten ihrer Meinung nach alle Beteiligten. Auch Sebastian Wittig begrüßt eine Bündelung am Röttgen. „Früher waren beide Plätze voll. Das war noch Kirmes! Die riesigen Lücken heutzutage sind doch trostlos.“ „Ärmlich“, findet Marion Rinsch den Rummel in Uerdingen. „Und dabei schweineteuer.“ Auch gibt es ihrer Meinung nach zu wenig Angebot für Kinder und Jugendliche und „viel zu viele Essbuden“. „Armselig“, lautet auch das Urteil von Hans-Joachim Haake, und er zieht Vergleiche zur Kirmes in Fischeln. „Eine Kirmes muss ein Ereignis sein.“ Die räumliche Trennung sei Käse. „Ein Festzelt wäre als Treffpunkt schön, und vielleicht sollte die Kirmes nur noch alle zwei Jahre stattfinden.“
„Die Kirmes ist in erster Linie für Familien“, sagt Nicole Mielczarek. „Vielleicht wäre die Kombination mit einem Kindertrödel reizvoll“, regt sie an. Hans-Peter Heiße kennt die Kirmes seit 37 Jahren. „Mit Entenangeln holt man Kinder nicht vom PC weg“, sagt er. „Die Kirmes ist auf dem Stand des 19. Jahrhunderts — ein Trauerspiel.“ Mit der Rheinkirmes in Düsseldorf zeitlich in Konkurrenz zu treten, sei ein Fehler.
„Die ganze Verwaltung von Uerdingen muss mal erneuert werden, da müssen mal junge Leute rein“, sagt Ursula Frangen. Auch sie würde sich eine Nutzung des Rheinufers wünschen. „Der Fischmarkt war früher auch am Rhein, und der war immer berstend voll“, sagt sie. „Das Rheinufer müsste erst mal richtig saniert werden“, ergänzt Manfred Frangen.
„Wir müssen die Kirmes in Uerdingen gesundschrumpfen“, sagt Paul Müller. Er ist schon seit 1971 mit Fahrgeschäften auf der Uerdinger Kirmes vertreten. Er sei sich sicher, dass eine kleinere Kirmes auf dem historischen Marktplatz attraktiver ist. „Ein Traum wäre natürlich, wenn wir das Rheinufer noch mit einbeziehen könnten“, sagt der Vorsitzende des niederrheinischen Schaustellerverbands. Eine Umformung zu einer nostalgischen Kirmes sieht er kritisch. „Klar, historisch angehauchte Schausteller laufen gut, aber die muss man auch erst mal bezahlen können. Das ist ein Wunschgedanke.“ Maria Schmidt war noch nie auf der Uerdinger Kirmes: „Ich hab bis jetzt einfach noch nichts gehört oder gelesen, was mich dazu bewegt hätte, auf die Uerdinger Kirmes zu gehen.“
Nur Felix Mäckelburg hat nichts an der Uerdinger Kirmes auszusetzen: „Mir hat die Kirmes eigentlich sehr gut gefallen. Besonders die große Raupe war super und richtig schnell“, sagt der Achtjährige. Für Ralf Lüngen liegt der Fehler auch bei der Stadt: „Es wird auch kaum Werbung gemacht. Wenn ich mir anschaue, welche Kosten die Stadt für eine Modenschau ausgibt oder bezuschusst, könnte man meinen, es bestehe überhaupt kein Interesse mehr an einer Kirmes.“ Uwe Roß sieht andere Gründe für den Besucherrückgang: „Besonders seit dem Abriss des alten Hochbunkers am Röttgen hat hier keine vernünftige Kirmes mehr stattgefunden.“
Werner Hildebrandt schlägt zwei Dinge vor, um die Uerdinger Kirmes wieder beliebter zu machen: „Der Zeitpunkt am ersten Ferienwochenende ist ungünstig. Außerdem ist die Auswahl der Fahrgeschäfte uninteressant und lieblos.“