Alida — Traumschiff mal anders

Menschen mit und ohne Behinderung spielen zusammen Theater und bauen mit der Zeit Hemmungen ab und Selbstvertrauen auf.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Konzentriert tragen die beiden Darsteller ihr Gedicht „Die Blume“ vor. Mit viel Gestik und Leidenschaft erzählen sie von einer Blume am Wegesrand. Doch als sie fertig sind und stolz auf den Applaus des Publikums warten, schauen sie nur in verdutzte Gesichter. Sichtlich verwirrt beginnen die Beiden das Gedicht nochmals vorzutragen — ohne zu wissen, dass hinter ihrem Rücken zwei Clowns ihren Schabernack treiben und mit Schildern das Publikum dazu animieren, nicht zu klatschen.

Die Theater- und Zauberschule Rasanti der Dr. Ulrich-Lange Stiftung ist ein Projekt, bei dem Menschen mit und ohne Behinderung zusammengeführt werden. Spielleiter Jochen Kamps erzählt bei den Proben, dass Rasanti 2005 als Schwarzlichttheater begonnen hat: „Wir haben damals mit acht Menschen angefangen und haben mit der Zeit zunehmend an Selbstvertrauen gewonnen, so dass wir ein Theater mit komischen und clownesken Schwerpunkt wurden“.

Mittlerweile besteht die Gruppe aus 14 behinderten und nicht behinderten Darstellern. Die Altersspanne reicht dabei von neun bis 57 Jahren. Geübt wurde auch mit dem Clown Bruno Zühlke: „Mit ihm haben wir einen großen Sprung gemacht und sind unter seiner Leitung um einiges professioneller geworden“, sagt Kamps.

Aktuell wird für das Stück „Alida-Dulst das Traumschiff“ geprobt: „Wir laden mit dem Stück das Publikum zu einer Schiffsgala ein. Das Problem ist nur, dass die Crew aus Clowns besteht“, erzählt der 27-jährige Yannik Niehr. Der Student ist seit fünf Jahren Mitglied der Theatergruppe und spielt im aktuellen Stück den Kapitän: „Für unsere Rollen lernen wir keine Texte auswendig, sondern reden frei und improvisiert und reagieren auch auf die Impulse des Publikums“, erläutert Yannik.

Das Projekt will den Menschen spielend zu mehr Selbstvertrauen verhelfen, dabei dient die Theaterarbeit als Katalysator, um die Potenziale eines jeden Teilnehmers freizusetzen. Die spielerischen Übungen helfen dabei, Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. Denn wer auf der Bühne verschiedene Gefühle in Spielszenen darstellt, der verliert Hemmungen und baut Selbstsicherheit auf. Die Darsteller haben großen Spaß vor dem Publikum ihr Können unter Beweis zu stellen und genießen den Applaus.

Neben kleineren Auftritten wie auf Pfarrfesten, steht den Rasanti-Künstlern eine große Premiere bevor: „Im Sommer werden wir beim Theaterfestival in Hannover vor 600 Leuten auftreten, das wird ganz schön aufregend“, sagt Kamps. Deswegen wird fleißig geprobt: Einmal in der Woche treffen sich die Darsteller um ihre Theater-, Aktobatik-, Zauber- und Jonglagenummern einzuüben. Im Herbst diesen Jahres ist auch ein Aufführung in Krefeld geplant.