Auf Spurensuche: Wo die Heiligen wachen
Der 82-jährige Günter Tourne hat sakrale Häuschen foto- und kartographiert. Rund 20 solcher Stätten hat er entdeckt.
Krefeld. Bei den Sonntagsspaziergängen mit seiner Frau fiel es Günter Tourne auf: „In Traar kommt man an so vielen Heiligenhäuschen vorbei. Ich dachte, es wären so acht bis zehn Heiligenhäuschen, aber es sind doppelt so viele.“ Das motivierte den 82-jährigen Krefelder, sich auf sein Fahrrad zu schwingen und mit dem Fotoapparat auf Tour zu gehen, um sie alle im Bild festzuhalten.
Fast hundert Kilometer ist der ehemalige Laborleiter im vergangenen Sommer und Herbst geradelt. Seine Bestandsaufnahme spiegelt sich in einer Liste mit 19 Stätten der Heiligenverehrung und einem Stadtplan wider, in dem er diese Standorte eingetragen hat.
Besonders häufen sie sich am östlichen Ortsrand von Traar, aber er meint: „Ich habe den Eindruck, dass sie wie nach dem Gießkannenprinzip aufgestellt wurden.“ Von alten Wallfahrtswegen weiß er nichts in dieser Region. Doch gewisse Ordnungen sind ihm schon aufgefallen. Bei den Bauweisen lassen sich kleine begehbare Häuschen, wie beispielsweise dasjenige gegenüber dem Haus Nr. 110 an der Rather Straße, von Miniaturhäuschen unterscheiden, die gerade einmal einer Heiligenfigur Schutz bieten. Oftmals haben diese auch noch ein Podest, auf dem sich ein Wanderer niederlassen könnte.
Die häufigste Verehrung bei den Traarer Heiligenhäuschen gilt Maria. An sechs Plätzen wird sie verehrt. Daneben ist die Schar der Heiligen sehr abwechslungsreich — als hätten die Traarer Bürger Wiederholungen vermeiden oder einzelne Heilige wegen ihrer „Zuständigkeiten“ nicht auslassen zu wollen. Der Heilige Johannes schützt beispielsweise eine Brücke an den Niepkuhlen, der Heilige Franziskus steht am Festplatz und ein Erzengel Michael möge seinen Schutz über der Kreuzung Rather Straße/An der Elfrather Mühle walten lassen. Richtig in der Landschaft unter einem alten Baum steht ein Heiligenhäuschen, das dem Heiligen Hubertus geweiht ist (Erich Klausener Straße/Milserhof). „An diesem Ort kann man seine Gedanken besonders gut in die Ferne schweifen lassen“, meint Tourne. Heiligenhäuschen sind keineswegs, so hat er bei seinen Recherchen festgestellt, nur historische Gebäude. Auch in unseren Tagen werden noch neue am Straßenrand errichtet. 2006 wurde eines, das Maria und Jesus gewidmet ist, an der Heinrich-Doergens-Straße erbaut. Aber auch den Schutzpatron der Feuerwehr, den Heiligen Florian, hat er erstmals bei seiner Fototour wahrgenommen. „Vorher bin ich da schon 100 Mal vorbei und habe ihn nicht gesehen, obwohl ich über zwanzig Jahre hier wohne.“