Gertrudis-Kirche: Ein Wahrzeichen hat Geburtstag
Das Gotteshaus wird in diesem Jahr 150 Jahre alt. Ein Rundgang mit Pastor Karlheinz Alders und Historiker Reinhard Feinendegen.
Krefeld. Die Katholische Pfarrgemeinde St. Gertrudis im Herzen von Bockum rüstet sich für das Kirchweihfest im Oktober. Vor 150 Jahren, am 12. Oktober 1859, wurde die neugotische Kirche an der Uerdinger Straße geweiht. Den Anstoß zum Neubau gab damals Pastor Johann Rupert Schmitz, die Baupläne stammten vom Baumeister Friedrich von Schmidt, der an der Kölner Dombauhütte wirkte.
Der Bockumer Maurermeister Heinrich Bruns führte den ortsteilbeherrschenden Bau in zweijähriger Bauzeit aus. Pfarrer Schmitz konnte seinerzeit feststellen, "dass der Himmel seine Glühsonne für unsere Baujahre aufsparte, dass keiner der Bauleute auch nur einen Finger verrenkte".
Heute sprechen der Pastor von St. Gertrudis, Karlheinz Alders, und der Historiker Reinhard Feinendegen von einem "vollendeten Raumklang", der die Kirche in der Stadt Krefeld einzigartig macht. Beide zeigten bei einem Rundgang viele Einzelheiten auf, die das steingewordene "Glaubensbekenntnis" so unverwechselbar macht.
Vor 150 Jahren, als Bockum noch zum Erzbistum Köln gehörte, wurde die St.-Gertrudis-Kirche vom Kölner Weihbischof Johannes Baudri eingesegnet. Die Pfarrgemeinde bereitet aus diesem Anlass ein großes Gemeindefest vor, das voraussichtlich rund um den 3. Oktober stattfinden wird. Wann und was genau stattfinden wird, darüber wird eine Arbeitsgruppe in den kommenden Wochen beraten.
Die Kosten für den Bau, so schreibt Feinendegen in der Festschrift zum 125. Weihetag im Jahre 1984, sind kaum überschritten worden. Veranschlagt waren 22751 Taler, abgerechnet wurden 25131 Taler. Die Summe war aufgebracht worden durch eine Spende der Zivilgemeinde, aus dem Verkauf von Grundbesitz im alten Bockumer Busch und nicht zuletzt durch erhebliche Zuwendungen aus der Gertrudis-Gemeinde selbst. Hier muss erwähnt werden, dass es sich damals "nur" um den Neubau des Kirchenschiffs handelte. Der alte Turm blieb bis 1897 erhalten.
1899 war der neue, nach Plänen von Joseph Kleesattel erbaute Turm fertig. Die letzte Veränderung des Turms geschah 1966/67. Dabei wurde durch die Verschieferung des gesamten Turmaufsatzes der alte Charakter weitgehend zerstört. Reinhard Feinendegen, Mit-Herausgeber der Reihe "Neue Krefelder Stadtgeschichte" übernahm in Band IV selbst den Part unter dem Titel "Die katholische Kirche im ehemals kurkölnischen Umland". Er nennt das 19. Jahrhundert "die Zeit der Kirchenbauten" und erklärt dies mit den stark anwachsenden Bevölkerungszahlen.
In der damaligen Bürgermeisterei Bockum beispielsweise hatte sich zwischen 1820 und 1900 die Einwohnerzahl vervierfacht. Das war jedoch kein Einzelfall und so ergab es sich, dass in kurzer Zeit im heutigen Gebiet der Stadt Krefeld vier Kirchen gebaut oder im neugotischen Stil umgebaut wurden: St. Matthias in Hohenbudberg (1852-1854), St. Gertrudis in Bockum (1857-1859), St. Stephan (1854-1859) und Liebfrauen (1854-1861).
In der Festschrift von 1984 schreibt Feinendegen am Schluss seines Kapitels über die Geschichte der Gertrudiskirche: "Zweierlei ist St. Gertrudis aber ohne Zweifel von Anfang an gewesen und bis heute geblieben: die Mitte der Pfarrgemeinde und das Wahrzeichen von Bockum".