Start-up aus Krefeld will Mode-Konzernen Konkurrenz machen

Ein 21-jähriger Krefelder will sich den Traum vom eigenen Mode-Unternehmen erfülle . Die WZ erzählt wie.

Foto: Dirk Jochmann

Die Kurzfassung klingt nach Start-up-Märchen: Alexander Spirer unterbricht sein Studium, um mit eigenen Marken und dem Onlineshop „Jalaro“ den großen Namen in Sachen Sportmode Konkurrenz zu machen. Die Realität hat viele Höhen, aber auch Tiefen. Die Idee zu „Jalaro“ entsteht unter Freunden im Sommer 2016.

„Ich saß mit meinem besten Freund zusammen und wir haben uns gefragt: Warum sollen wir uns so teure Sportklamotten kaufen, wenn wir es auch selbst machen können?“

Gesagt, getan. Drei Monate später wurden erste T-Shirts und Shorts für Sportler im eigenen Shop verkauft. „Das lief schon ganz gut, nur durch Mundpropaganda“, erinnert sich Spirer an den ersten Testlauf. Ein Versuch, der sinnbildlich für das Vorgehen des 21-Jährigen stehen könnte: „Wir arbeiten nach dem Prinzip Trial and Error.“ Nach den ersten spontanen Gehversuchen sollte der Shop unter dem Namen Jalaro im August 2017 neuaufgelegt werden.

„Wir hatten super viele Aufrufe, dann ist die Seite nach drei Minuten abgestürzt.“ Zwei aufregende Wochen mit akutem Schlafmangel folgten. „Wir wussten nicht, ob die ersten Bestellungen durchgegangen sind.“ Langweilig wird dem Jungunternehmer so schnell auch in Zukunft nicht mehr. Nebenbei arbeitet er schließlich auch noch für ein Immobilienbüro.

Das Ziel: Kleidung günstig anbieten und trotzdem nicht an Qualität oder fairen Bedingungen in der Herstellung sparen. Das geht? „Ja, wenn wir hohe Stückzahlen verkaufen“, sagt Spirer. Da das bisher nicht der Fall ist, verdienen er und seine acht Mitstreiter noch kein Geld. „An einem T-Shirt, das wir für neun Euro verkaufen, verdienen wir Centbeträge“, sagt Spirer. Bei anderen Markenanbietern seien die Herstellungskosten nicht höher, die Kunden würden aber mehr als 90 Prozent für den Markennamen ausgeben, so Spirer.

Derzeit zählt das Jalaro-Team acht Mitglieder. Darunter Experten für Fotografie, Social Media oder Marketing. Das Besondere: „Jedem der Mitarbeiter gehört ein Teil des Unternehmens“, erklärt Spirer.

Und wie wird sichergestellt, dass faire Arbeitsbedingungen herrschen? Zurzeit lässt Jalaro in Tschechien und teilweise in China produzieren. Spirer habe sich die Nächte um die Ohren geschlagen und auch mit Herstellern in Pakistan und Indien gesprochen. Ob Hersteller vertrauenswürdig sind, habe er dabei mit einem Trick getestet: „Ich habe gesagt, dass ich den Firmen auch unangekündigt einen Besuch abstatten würde, um mir vor Ort einen Eindruck zu verschaffen.“ Mit einer weiteren Manufaktur in Europa bestehe Kontakt.

Beim Thema Werbung setzt der Jungunternehmer aus Krefeld auf Soziale Medien wie Facebook oder Instagram und die Zusammenarbeit mit jungen Sportlern. Dazu zählt beispielsweise der Breakdancer Mo Elkaddouri aus Krefeld oder der Surfer Marco Lufen. Ein Vorurteil, dem Spirer und sein Team begegnen müssen: „Nur weil etwas günstig ist, muss es nicht schlecht sein.“ Das gilt auch für die derzeitigen Arbeitsbedingungen der Jungunternehmer. Büro -und Lagerräume gibt es noch nicht.

Nachdem Alexander Spirer sein Immobilienwirtschaft-Studium unterbrochen hatte, zog er wieder in sein altes Zimmer bei seinen Eltern in Krefeld ein. Dort lagern Kartons voller Textilien, die noch auf ihren Versand warten. Passende Büroräume in der Stadt seien aber in Sicht. Bis dahin werden die Team-Treffen in einem Stamm-Café abgehalten.

„Als ich meinen Eltern gesagt habe, dass ich mein Studium abbreche, waren sie skeptisch“, sagt Spirier. Beruhigt hat sie später die Leidenschaft, mit der der 21-Jährige seine Ideen verfolgt — auch wenn es mal Momente des Zweifels gibt: „Es gab schon schlaflose Nächte, in denen man sich fragt, ob das alles überhaupt was wird.“

Davon hat sich Spirer nicht aufhalten lassen, er habe einfach weitergemacht. Durchhaltevermögen, das sich durch das gesamte Team ziehe. „Es gibt keinen Chef bei uns, jeder ist ein Teil der Firma, hat Bock und ist mit Feuer dahinter.“ Auch wenn es keinen traditionellen Businessplan gibt, sind die Ziele klar abgesteckt. Neben Basics für Sportler sollen noch Textilien für Surfer und Mode für die Straße folgen. „Spätestens nächstes Jahr soll es einen deutlichen Schub in Richtung Geld verdienen geben. Wirklich rund könnte es in fünf Jahren laufen.“