Steigen Kita-Beiträge um 46 Prozent?

Politiker planen eine massive Erhöhung. Betroffen wären junge Familien aus der Mittelschicht.

Krefeld. Krefelds junge Familien müssen sich womöglich auf massive Zusatzkosten bei der Kinderbetreuung einstellen. Sollten CDU, FDP und UWG ihre Anregung, die Elternbeiträge zu erhöhen, am 5. Dezember im Rat in die Tat umsetzen, kostet ein Kita-Platz für 35 Stunden künftig bis zu 131 Euro mehr — im Monat.

Die drei Fraktionen haben die Verwaltung gebeten, eine solche Erhöhung zu prüfen. Die Zahlen klingen auch erst mal nicht so dramatisch: Im Auftrag an die Verwaltung ist von einer Erhöhung der Beiträge von 13 auf 19 Prozent die Rede.

Auf den einzelnen Kindergartenplatz umgerechnet, ergibt sich jedoch eine weitaus höhere Mehrbelastung: „Wenn wir die Zusatzkosten gleichmäßig verteilen, müssten pro Kind und Monat künftig 45,9 Prozent mehr gezahlt werden“, erklärt Sozialdezernent Roland Schiffer (konkrete Zahlen siehe Tabelle).

Schiffers Mitarbeiter rechnen nun mehrere Varianten durch. Neben der linearen Erhöhung um rund 46 Prozent wäre es auch denkbar, Einkommensgrenzen zu verändern oder die Beitragsbefreiung für Geschwisterkinder abzuschaffen. Doch egal, wie man es rechnet, ein Fakt bliebe bestehen: Die Familien in Krefeld würden zusätzlich um 2,7 Millionen Euro pro Jahr belastet.

Konkret trifft das vor allem den Mittelstand. Denn für 53,5 Prozent der Kinder in Krefelds Kitas wird zurzeit — und wohl auch künftig — gar kein Beitrag gezahlt. Das liegt daran, dass sie Geschwisterkinder sind, sich im beitragsfreien dritten Jahr befinden — oder das Einkommen der Eltern zu niedrig ist. „Bei diesen Menschen wird nichts zu holen sein“, sagt Schiffer.

Auch nach oben sind natürliche Grenzen gesetzt: Wenn die Beiträge für Höchstverdiener zu stark steigen, kommen diese mit einem Kindermädchen billiger davon — und verabschieden sich ganz aus dem System. „Aus familien- und bildungspolitischer Sicht halte ich eine Erhöhung für falsch“, sagt Roland Schiffer.

Auch sein Parteifreund, SPD-Ratsherr Frank Meyer, übt heftige Kritik am Prüfauftrag der bürgerlichen Mehrheit: „Das ist kein Griff in die Tasche, da wird gleich der ganze Mantel ausgezogen.“

Mittelfristig sollten Kindertagesstätten als Bildungseinrichtungen kostenlos sein, findet Meyer. Eine solch „maßlose Erhöhung“ sei „familienpolitisch eine Katastrophe“. Für eine Stadt, die sich gern als familienfreundlich sieht, seien zudem die Folgen unabsehbar: „Das macht Krefeld unattraktiv und führt zu Abwanderungen. So treibt man die Leute aus der Stadt.“