Fabrik Heeder: Bewegte Klänge und klingende Bewegung

Die Choreografin Henrietta Horn sorgt für einen furiosen Abschluss bei „Move!“.

Krefeld. Sind es bewegte Klänge? Oder klingende Bewegung? In Henrietta Horns neuer Tanzproduktion „Rotlicht“ geht beides eine enge Verbindung ein. Das einstündige Stück bildete den abendlichen Abschluss des Festivals „Move!“.

„Rotlicht“ ist das Ergebnis der intensiven Zusammenarbeit mit der Komponistin Dorothée Hahne. Als Musikerin übernimmt sie neben der Choreografin einen ebenbürtigen Part auf der Bühne. In neun Sequenzen zeigen beide eindrucksvoll, wie Bewegung und Klang ineinandergreifen können.

Vor allem Hörgewohnheiten des Publikums werden durcheinandergewirbelt. Einem Alphorn entlockt Hahne klappernde Töne. Später hantiert sie mit Eierbechern und bringt Blindgängerbomben-Glocken zum Klingen. Immer wieder kommen elektronische Klänge zum Einsatz. So wird Horn von einem bedrohlichen Echo ihrer Schritte verfolgt.

Drei Intermezzi bieten humorvolle Unterbrechungen. Beide Künstlerinnen nehmen auf Stühlen Platz, und es geschieht immer etwas anderes als erwartet. Gelungen ist, wenn Horn mit ihrer Stimme das Instrument nachmacht, dass Hahne mit unbewegter Miene in Händen hält.

Zu den intensivsten Szenen zählt „Boden mit Dame“. Auf einem Teppich führt Horn in blauem Kleid eine Choreografie aus, die mit elektronischen Klängen eng korrespondiert. Ein Mikrofon fängt dabei ihre Tanzgeräusche ein, die von Hahne direkt verarbeitet werden.

Beeindruckend auch der Schluss: Horns Bewegungen werden in schönen Videobildern auf die Leinwand gezaubert. Die Ästhetik wird dabei nie zum Selbstzweck. Mit einem Abflussrohr und einem Muschelhorn entfacht Hahne ein passendes Klangfeuerwerk. Viel Applaus. MP