Pantomimisches Spiel mit Riesengemächt
Der Anarcho-Clown Jango Edwards macht auf seiner Abschiedstournee im Südbahnhof Station.
Krefeld. Nein, er war noch niemals vorher hier, auch wenn er am Ende vorgab, sich an Krefeld zu erinnern. Und vielleicht war dieses auch sein letztes Mal, denn Jango Edwards (62) behauptet, er sei auf Abschiedstour. Der Mann, der in Europa seit den 70er Jahren die Clownerie aus der Manege befreite und dabei oft genug die sprichwörtliche Gürtellinie buchstäblich auf Bodenniveau absenkte, gastierte jetzt mit einem namenlosen Butler und der fülligen Cristi Garbo im Südbahnhof.
Man setzt sich natürlich nicht in die ersten Reihen bei Edwards, das hat sich nicht geändert. Der Mann verspritzt Wasser, dann — schon etwas klebriger — Bier, und er schmeißt auch mit Eiern um sich. Teller pfeffert er netterweise in zuschauerfreie Ecken.
Ein ihm offenbar bekannter männlicher Gast wird mehrfach geohrfeigt, ein anderer muss das Gewicht des nicht gerade feenleichten Clowns eine Weile aushalten, bevor er sich dann doch auf die Bühne stemmen lässt. Da stellt Edwards gerade eine angesäuselte Transsexuelle dar.
Die Nummern sind alt, man kennt die meisten. Der Betrunkene, der — natürlich pantomimisch — mit seinem Riesengemächt spielt, der Betrunkene, der seinen Finger nicht aus der Bierflasche bekommt — und so weiter. Die wenigen deutschen Wörter, die fallen, kann man hier nicht abdrucken, die englischen Texte muss man auch nicht übersetzen. Unflätig ist er wie eh und je — doch wen provoziert das heute noch?
Edwards beste Zeit waren sicher die 1970er und 1980er Jahre, da konnte er mit seinen Derbheiten sein Publikum aus der bürgerlichen Reserve locken. Das mittelalte Publikum im Südbahnhof giggelte gelöst vor sich hin, die meisten werden sich durch den Anarcho-Clown einfach wieder an die eigenen verklärt-wilden Zeiten erinnert gefühlt haben.
Ein guter Performer ist Edwards immer noch, das Timing sitzt. Und am Ende wird’s gar pathetisch, wenn er in einer langen Rede zu dem Schluss kommt: „Das Einzige, womit ihr die Welt verändern könnt, ist euer Lachen.“ Abschied mit „All You Need is Love“ von den Beatles, und dann wird auf der Bühne Party gefeiert. Für spießige Gemüter mag Edwards immer noch eine Zumutung sein, aber im Grunde war die Show einfach ein netter Abend.