Theater: Bezaubernd verzaubert der Zauberer
Die Laienspielgruppe Bayer Uerdingen begeistert mit ihrem Weihnachtsmärchen, das diesmal Dorothy nach Oz verschlägt.
Krefeld. Viel von der Freizeit ins Theaterspiel zu stecken, ist bei den Mitgliedern der Laienspielgruppe Bayer Uerdingen selbstverständlich. Sogar ganze Familien können hier vom Theaterbazillus befallen sein. Bei Familie Führ zum Beispiel gehört Vater Jörg zu den Kulissenbauern. Mutter Andrea hat mit drei weiteren Frauen die Kostüme geschneidert. Und die beiden Töchter Lena und Lisa stehen mit auf der Bühne. Dabei ist Lisa mit ihren sieben Jahren derzeit die Jüngste, die im Wintermärchen 2014 mitspielt.
Am Samstag kam der spannende Moment für alle großen und kleinen Theaterfreunde: Die Premiere von „Der Zauberer von Oz“ im Baytreff startete vor fast ausverkauftem Haus. Für die kurze Theatersaison der Laienspielgruppe hat Regisseur Matthias Oelrich aus dem Kinderbuch von Lyman Frank Braun, das 1900 erschienen ist, ein Bühnenstück gemacht, bei dem er den Schauspielern die Rollen auf den Leib geschrieben hat. „Ich kenne schließlich deren Stärken“, sagt er.
Und die bringt er wirklich gut heraus, da können alle in ihren Rollen glänzen und zeigen, dass sie unter der Regie eines Profis — Oelrich ist erst seit fünf Jahren als Schauspieler des Stadttheaters im Ruhestand — zu tollen Leistungen fähig sind. Es ist ein Vergnügen, den Hauptfiguren des Stücks, Dorothy (Franziska Hörstgen), dem Strohmann beziehungsweise der Vogelscheuche (Roland Lipski), dem Blechmann (Simon Quade), dem Löwen (René Quade) und dem Zauberer von Oz (Peter Koppers), zuzusehen und zu hören.
Exzellent ist ihre Aussprache, da kann man jeden witzigen Dialog verstehen. Sie verkörpern ihre Rollen wunderbar und auch die Details der Requisite stimmen. Herrlich, wie der lange Zeit „herzlose“ Blechmann schließlich zu einem blinkenden Herz mit Klappe in der Rüstung kommt.
Dazu passt auch das Bühnenbild, das liebevoll witzig und minimalistisch kreativ gebaut wurde. Erstaunlich, mit wie wenig Mitteln man überraschende Effekte erzielen kann - wie zum Beispiel den Häuser wegwehenden Zyklon, bei dem die böse Hexe des Ostens vom Haus erschlagen wird.
Natürlich geht die Geschichte gut aus: Der Strohmann alias die Vogelscheuche bekommt den ersehnten Verstand, der Blechmann sein Herz, der feige Löwe Mut und Dorothy, die der Zyklon in fremde Gefilde verschlagen hat, findet wieder den Weg nach Hause. Ein herrlicher Theaternachmittag für jedes Alter. Wie gut, dass es im Dezember noch insgesamt acht Aufführungen des „Zauberers von Oz“ im Baytreff geben wird.