Flüchtlingsgipfel: Hilfe braucht Strukturen

Die Konferenz soll Mitte Dezember tagen. Hinweise auf steigende Zahlen gab es schon vor zwei Jahren.

Foto: Archivbild: Dirk Jochmann

Krefeld. Der sogenannte Flüchtlingsgipfel soll nach Informationen der WZ am 17. Dezember stattfinden. Ute Richter, Vorsitzende des Flüchtlingsrates, betont, dass eine solche Konferenz dringlich notwendig ist. Ihre Organisation freue sich über die große Hilfsbereitschaft vieler Krefelder. Richter: „Die große Bereitschaft unterscheidet sich erfreulich vom dumpfen Rassismus bei der Flüchtlingszuweisung zu Beginn der 90er-Jahre.“

Vorrangig sei neben der Aktivierung privaten Wohnraums auch die Wiederbesetzung der seit mehr als einem halben Jahr vakanten drei Sozialarbeiterstellen in den städtischen Flüchtlingsunterkünften, so die Leiterin des Flüchtlingsrates.

Wolfram Gottschalk, Leiter des Fachbereichs Soziales bei der Stadt, hofft, dass es im Dezember oder Januar eine Lösung für die Besetzung der drei Stellen gibt. Auch er spricht sich für eine möglichst schnelle Einberufung einer Flüchtlingskonferenz aus. „Es müssen konkrete Strukturen geschaffen werden. Wir können den hilfsbereiten Menschen ja nicht sagen, geh‘ mal in die Don-Bosco-Schule und schau, was du da machen kannst.“

Ungewöhnlich findet Gottschalk die Hilfsbereitschaft nicht. „Das hat es in den 90er-Jahren auch schon gegeben.“ Allerdings seien die Länder und Kommunen damals besser vorbereitet und personell besser ausgestattet gewesen. Die Situation, dass sich die Zahl innerhalb weniger Monate auf mehr als tausend Zufluchtsuchende verdoppelt, sei für die Kommune nicht absehbar gewesen.

Der Flüchtlingsrat dagegen kritisiert: „Vor zwei Jahren gab es aufgrund des ersten ,Brandbriefes’ der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg sehr konkrete Planungen der Sozialverwaltung, mehrere kleine städtische Flüchtlingsunterkünfte von der Wohnstätte für die Erstaufnahme bauen zu lassen.“ Diese bereits sehr konkreten Pläne wurden jedoch von der Verwaltungskonferenz unter Leitung des Oberbürgermeisters verworfen, bedauert der Flüchtlingsrat: „Diese Untätigkeit rächt sich nun. Und es kommt noch schlimmer!“

Bei der Architektin und Stadtplanerin Ulla Schreiber trafen sich kürzlich 17 hilfsbereite Menschen, um sich auszutauschen: „Wir haben Stärken und Schwächen herausgearbeitet, um strukturell mit dieser Hilfsbereitschaft umzugehen.“ Alle Teilnehmer wollen ihr Wissen weitergeben, haben Stärken im sprachlichen, organisatorischen oder im kreativen Bereich. Im Januar soll über konkrete Projekte und deren Umsetzung gesprochen werden. Studenten seien dabei, zählt Ulla Schreiber auf, Manager, Beamte, Angestellte, Selbstständige, Hausfrauen, Künstler. „Ein bunter Querschnitt durch die Bevölkerung.“

Am Rande der Herbstsynode des evangelischen Kirchenkreises Krefeld-Viersen betonte Superintendent Burkard Kamphausen zum Thema Flüchtlingshilfe: „Wir haben Leute, die helfen möchten. Aber wir brauchen die Stadt Krefeld, die alle Beteiligten an einen Tisch holt.“

Auch der Kinderschutzbund will sich künftig um Probleme der Flüchtlinge kümmern, die jetzt mit Kindern in die Stadt kommen. Geschäftsführer Dietmar Siegert: „Unsere Bereitschaft dafür ist vorhanden. Wir könnten zum Beispiel ehrenamtlich im Sprachbereich helfen.“ Notwendig seien dafür allerdings Strukturen, die erst geschaffen werden müssten: „Ein erster Schritt könnte dabei der Flüchtlingsgipfel sein.“