Tierarten in Krefeld Woher kommt das Nutria?

Stadtteile. · Insekten, Nager, Wirbeltiere – die Artenvielfalt in Krefeld hat sich über die Jahrzehnte stark verändert.

Der Nutria ist eine aus Südamerika stammende und in Mitteleuropa eingebürgerte Nagetierart.

Foto: ZB/Patrick Pleul

Nicht nur Menschen bewegen sich von einem Lebensraum in den anderen. Auch im Tierreich finden solche Vorgänge statt – meistens verursacht durch den Menschen, der die Tiere importiert und ausgesetzt hat. Ein Beispiel in der Krefelder Umgebung ist der Marderhund. Um seinen Bestand einzudämmen, wird er als Jagdtier freigegeben. „Eine große Rolle bei der Einwanderung spielt der Klimawandel“, sagt Jochen Schages von der Biologischen Station Krefeld. Dadurch fühlen sich nun beispielsweise auch der Bienenfresser und der Wiederkopf am Niederrhein heimisch. 

In Krefeld sorgen zugewanderte Tiere kaum für Besorgnis

Insgesamt 1149 Tierarten, sind nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz in Deutschland zugezogen (Stand: 2008). Wirft der Beobachter einen Blick auf Krefeld, so finden sich auch hier Neozoen — zugewanderte Tiere in freier Wildbahn. 2008 sorgten die Halsbandsittiche für große Aufregung. Unsere Redaktion berichtete damals von Gruppen mit bis zu 50 Vögeln. Anders als in Köln und Wiesbaden, wo die grüngefiederten Edelsittiche schon 25 Jahre zuvor beheimatet waren, kamen sie erst spät nach Krefeld. Die Vögel stammen aus dem asiatischen und afrikanischen Kontinent. Sie sind in den 1970er Jahren aus dem Zoologischen Garten Köln entflogen. Durch ihr aggressives Verhalten machen sie anderen Vogelarten und Fledermäusen Höhlenbrutplätze und Nahrung streitig. Außerdem können sie Papageienkrankheiten übertragen. In Krefeld gelten sie, so Schages, eher als Tagesgäste. „Die meisten der hier leben Neozoen sind zwar invasiv, da sie ökologische Schäden verursachen, doch ohne so große Auswirkungen, dass wirklich Grund zur Sorge besteht.“ Viele von ihnen leben im Greiffenhorstpark im Stadtteil Linn, wie auch der Kammmolch. Das größte bekannte Vorkommen wurde Anfang des Jahrhunderts nachgewiesen – im Frühjahr wurden damals rund 4500 gezählt.

Bisamratte und Nutria sind die auffälligsten Einwanderer

Andere Neu-Krefelder leben in den Niepkuhlen, dort sind sie auf den Baumstämmen zu sehen: die Rotwangen- und die bissige Schnappschildkröte, bisher jedoch ohne nachgewiesenen Nachwuchs. Auch der Rote Amerikanische Sumpfkrebs lebt hier. Vermutlich von Privatleuten ausgesetzt, bedroht er die heimischen Fluss- und Edelkrebse als Überträger der Krebspest. Doch hat der Haubentaucher ihn als Nahrungsquelle erkannt.

Vom nord- und südamerikanischen Kontinent sind die Bisamratte und die Nutria herübergekommen. Als Nahrungsquelle der Nutria dienen insbesondere Wasser- und Uferpflanzen – die Bestände reduzieren sich stark und können eventuell ausgerottet werden. Die Nutria steht zudem in Raumkonkurrenz zu den dort lebenden Vogel- und Kleinsäugerarten. Aber auch der Landwirtschaft schadet sie, mit der meterweiten Durchlöcherung des Flussufers. Sie wurde für Tierparks und die Zucht nach Europa eingeführt, ebenso wie die Bisamratte.

Kampf gegen Vermehrung bisher kaum erfolgreich

Ebenfalls von Privatleuten ausgesetzt ist auch der Sonnenbarsch hier zu sehen. Er bereichert sich an Klein- und Jungfischen sowie an heimischen Amphibien- und Insektenlarven. Der asiatische Blaubandbärbling wurde versehentlich eingebürgert. Er vermehrt sich sehr stark. Insbesondere dadurch, dass im Latumer Bruch Ersatzgewässer angelegt wurden. Mit Elektrobefischung versucht man die Vermehrung einzugrenzen, bisher jedoch mit wenig Erfolg. Durch die Nil- und Kanadagans werden wiederum Flussbewohner wie der Teichrohrsänger verdrängt. Die Gänse sind damals wohl als Schmuckvieh hierher importiert worden, so Schages. Weitere Neozoen sind vor allem der Marienkäfer und die Körbchenmuschel aus dem asiatischen Raum — sie leben hier ohne Fressfeinde.