Gesundheit Leben mit einer Spenderniere

Krefeld · Die Krefelderin Almut Rieger litt an Zystennieren. Eine Transplantation war nötig, zu der sich ihr Ehemann entschloss.

Für eine Transplantation müssen Spender gesund sein und die selbe Blutgruppe sowie die selben Gewebemerkmale aufweisen. Doch erst wenn ein endgültiges Nierenversagen vorliegt, wird eine Operation in Erwägung gezogen.

Foto: dpa/Jan-Peter Kasper

Seit knapp zwölf Jahren lebt die 69-jährige Almut Rieger mit einer Spenderniere. Als sie 40 Jahre alt war, waren bei ihr Zystennieren festgestellt worden. Vier von fünf ihrer Geschwister sind ebenfalls von der Erkrankung betroffen. Bei den polyzystischen Nieren handelt es sich nämlich um eine meist erblich bedingte Erkrankung. Die Filterfunktion der Niere wird wegen der Bildung zahlreicher flüssigkeitsgefüllter Bläschen, den sogenannten Zysten, erheblich eingeschränkt.

Rieger musste nach der Diagnose dreimal in der Woche für fünf Stunden an die Dialyse. „Schnell stand ich auf der Warteliste für eine Spenderniere“, erinnert sie sich. „Der geplante Familienurlaub in Dänemark ließ sich zu der Zeit nicht mehr umsetzen.“ Bei den langen Vor- oder Nachmittagsbehandlungen blieb halt einiges auf der Strecke. „Es war sehr kompliziert, die eigene Lebensqualität zu erhalten“, erzählt Rieger. Nach viereinhalb Jahren bekam sie dann endlich eine neue Niere. Allerdings ist die Niere nicht irgendeine Niere.

Der Ehemann
spendete sein Organ

Ihr Ehemann Gerd Rieger hat sich entschieden, seiner Frau eine seiner Nieren zu spenden. Die Untersuchungen hatten gezeigt, dass die Eheleute dieselbe Blutgruppe haben. Weitere entscheidende Werte stimmten ebenfalls überein. „Am Anfang habe ich nicht darüber nachgedacht, zu spenden. Kurz darauf wurde das Thema beim Arzt jedoch immer aktueller und ernster“, sagt Gerd Rieger. „Irgendwann kam mir dann der Gedanke, meiner Frau eine Niere zu spenden.“

Den genauen Zeitpunkt der Nierentransplantation konnte das Ehepaar selbst bestimmen. Glück im Unglück, da viele Patienten mit einer Nierenerkrankung bis zu zehn Jahre auf eine passende Spenderniere warten müssen. „Unsere Freunde und Nachbarn haben uns viel Mut für die Operation zugesprochen und Kerzen für uns aufgestellt“, erinnert sich das Paar.

Almut und Gerd Rieger kennen sich bereits seit 50 Jahren. Beide sind ausgebildete Sozialpädagogen und lernten sich in Düsseldorf in der Ausbildung kennen und lieben. Für beide sei immer klar gewesen: „Wir gehen durch dick und dünn, egal was kommen mag“.

Die Operation verlief gut. „Schon nach zwei Wochen wurde ich aus dem Krankenhaus in Düsseldorf entlassen“, blickt Almut Rieger zurück. Allerdings sei die Zeit nach der Operation kein Zuckerschlecken gewesen, ergänzt das Paar. Auf viele Dinge hatte die Patientin besonders achten müssen: die genaue Einnahme der Medikamente und das Meiden großer Gesellschaften wegen möglicher Zusatzinfektionen.

„Nur für sie hätte ich
eine Niere gespendet“

Im Großen und Ganzen ist Almut Rieger sehr zufrieden und glücklich mit der Entscheidung. Was die berüchtigte Halbwertzeit der transplantierten Niere angeht: „Die Transplantation ist zwölf Jahre her und die Nierenwerte befinden sich momentan im grünen Bereich, darüber sind wir sehr froh“, sagt Gerd Rieger. Er ist sich sicher: „Nur für sie hätte ich meine Niere gespendet“.

Doch wie fühlt es sich überhaupt an, ein fremdes Organ in sich zu tragen? „Es ist ein tollen Gefühl, dass ich ein Teil von ihm in mir trage. Die transplantierte Niere ist für mich kein Fremdkörper“, erklärt Rieger. Im Vergleich zur Zeit vor der Operation habe sie deutlich mehr Kraft und Ausdauer. „Endlich habe ich genug Power, um in unserem Garten mit im Hühnerstall zu arbeiten.“

Vor der Transplantation hatte die 69-Jährige wegen der Dialyse eine spezielle „Diät“ befolgt. Milchprodukte, Vollkornprodukte und Lebensmittel, die Phosphat, Natrium und Kalium enthielten, waren für sie tabu. „Heute kann ich fast alles essen, je nachdem, worauf ich gerade Lust habe“, sagt Rieger. „Das Erste, was ich nach der Operation gemacht habe, ist, Kakao zu trinken.“ Wenn es um die Zukunft geht, ist die 69-jährige Hobbygärtnerin positiv gestimmt.

Für sie sei es immer wichtig, dass man hoffnungsvoll nach vorne schaut. „Wenn man will, kann man alles schaffen“, sagt Rieger.