„Es ist schon sehr schwer für die Angehörigen“ Trauernde Eltern in Krefeld entsetzt: Respektloser Umgang mit Baby-Gräbern?

Krefeld · Auf dem Krefelder Hauptfriedhof werden Babys, die während oder kurz nach der Geburt gestorben sind, auf einem sogennanten Sternenfeld beigesetzt. Nun gibt es Kritik am Umgang mit den dort abgelegten Erinnerungsstücken.

Die für den Rasenschnitt am Sternenfeld beiseite geräumten Andenken der Angehörigen.

Foto: wz

Der Umgang mit Sternenkindern ist ein sensibles Thema. Eltern verlieren vor, während oder kurz nach der Geburt ihre Babys, und sie und ihre Angehörigen durchleben eine schlimme Zeit. Auf dem Krefelder Hauptfriedhof werden die Kinder auf dem sogenannten Sternenfeld beigesetzt. Bei ihren Besuchen legen Eltern, Geschwister und Großeltern gerne Spielzeuge, Kuscheltiere oder Blumen nieder und lassen den Ort so freundlich wie nur möglich aussehen.

Jasmin Jakobi: „Es ist schon sehr schwer für die Angehörigen“

Jasmin Jakobi kommt regelmäßig zum Sternenfeld, um ihre kleine Tochter zu besuchen, die sie vor einem halben Jahr verloren hat. Das Bild, das sich ihr vergangene Woche von der Ruhestätte geboten hat, hat sie verärgert. „Der Rasen rund um das Sternenfeld wurde gemäht und die Gedenksachen dafür beiseite geschafft“, erzählt sie. „Allerdings wurden die Sachen dabei auf einen großen Haufen geschmissen. Grabplatten und Gedenkstücke sind dabei teilweise zu Bruch gegangen. Andere Dinge mussten erst wieder zusammengesucht werden.“ Jakobi habe natürlich Verständnis dafür, dass der Rasen gemäht werden müsse, aber mit den Gedenkstücken solle doch bitte rücksichtsvoller umgegangen werden. „Es ist schon sehr schwer für die Angehörigen, in solch einer Situation zu sein“, sagt sie. „Das einzige, was man noch für die Kinder tun kann ist, dort hinzugehen und Sachen niederzulegen. Man tröstet sich damit, dass die Kinder dort alle zusammen sind.“

Der Ort gebe außerdem die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und gegenseitig Trost zu spenden. Jedoch habe sie öfters bemerkt, dass die Friedhofsmitarbeiter respektlos mit den Gedenk-Gegenständen umgegangen seien. Für die Angehörigen, die vor dem „großen Trümmerhaufen“ standen, sei es ein Schock gewesen, manche hätten geweint. Gemeinsam haben sie versucht, den Schaden soweit es geht, zu begrenzen und die Andenken wieder ordentlich hinzulegen. Um sich einen Eindruck von der Lage vor Ort zu verschaffen, trafen sich Vertreter des Kommunal Betriebs Krefeld (KBK) Abteilung Friedhöfe, darunter die Leiterin Heike Blondin, gemeinsam mit der Helios-Seelsorgerin und Evangelischen Pfarrerin Antje Wenzel-Kassmer. „Es werden wahnsinnig viele Dinge dort abgelegt“, so KBK-Sprecherin Monika Blum. „Mit der Zeit sind es immer mehr Erinnerungsstücke geworden. Viele von ihnen liegen dort seit langer Zeit und sind verwittert und mit Moos überzogen. Das Feld ist mittlerweile überfrachtet.“

„Wir sind uns bewusst, dass dies ein sensibles Thema ist“

Aufgrund von Rasenpflegearbeiten seien einige Dinge versetzt worden, aber die Friedhofsmitarbeiter wüssten um die Wichtigkeit dieser Gedenkstätte und hätten die Sachen nicht achtlos auf einen Haufen geschmissen. „Wir sind uns bewusst, dass dies ein sensibles Thema ist“, so Blum. Aus diesem Grund fand die Begehung des Sternenfeldes auch gemeinsam mit Antje Wenzel-Kassmer statt. Die Pfarrerin arbeitet seit 2010 als Seelsorgerin am Helios Krankenhaus und begleitet Eltern von Sternenkindern in ihren schweren Stunden. „Es ist geplant, das Gräberfeld einmal komplett aufzuräumen“, so Wenzel-Kassmer. „Die großen Steine, die dort stehen, müssten gesäubert und die verwitterten Spielsachen aussortiert werden.“

Das gepflegte Grab der Sternenkinder auf dem Hauptfriedhof an der Heideckstraße.

Foto: Andreas Bischof

Hunderte Spielfiguren und Plüschtiere hätten sich dort mittlerweile angesammelt. Wenn ein Kind verstirbt, ist das Krankenhaus dazu verpflichtet, es beizusetzen. Immer mehr Eltern möchten an dieser Beisetzung teilnehmen, weiß Seelsorgerin Wenzel-Kassmer. Die Kinder werden auf dem Sternenfeld eigentlich anonym beerdigt. Nach der Beisetzung wird Rasen über das Grab gelegt. „Die Eltern stellen nach der Beisetzung Spielzeuge und Blumen auf das Grab. Das ist eigentlich nicht erlaubt, da es ja anonym ist. Aber die Friedhofsmitarbeiter lassen diese Sachen erst einmal dort stehen“, so Wenzel-Kassmer. Nach einer Weile würden sie aber schon zur Rasenpflege beiseite gestellt werden müssen, bestätigt auch sie.