Treff für Schwule und Lesben
Mit dem „Together“ gibt es an der Neuen Linner Straße jetzt eine Anlaufstelle für homosexuelle Jugendliche.
Krefeld. „Mama, ich möchte nicht mit einem Jungen zusammen sein. Ich stehe auf Mädchen.“ Wenn die eigene Tochter plötzlich feststellt, homosexuell zu sein, bricht für viele Eltern eine Welt zusammen. Sie reagieren auf das Outing häufig mit Unverständnis und Abneigung. Aus eigener Erfahrung weiß Sozialpädagogin Nina Maria Pawlowski, wie schwer es ist, in der Öffentlichkeit als Lesbe aufzutreten, ohne Rückhalt in der eigenen Familie.
Um junge Lesben und Schwule in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken und ihnen die Angst vor einem Outing zu nehmen, hat Pawlowski zusammen mit den Sozialpädagogen Torsten Schrodt und Sven Norenkember die erste Anlaufstelle für schwul-lesbische Jugendarbeit in Krefeld eingerichtet.
Schon seit mehr als zehn Jahren engagiert sich der Sozialverein für Lesben und Schwule mit dem Projekt „Together“ in Mülheim, Essen und Gelsenkirchen. Im Februar dieses Jahres hat das Projekt den Sozialverein vom Ruhrgebiet an den Niederrhein geführt und ein Büro in Krefeld an der Neuen Linner Straße 61 eingerichtet. Es dient als Freizeittreff und Beratungsstelle.
„Bisher tendiert das Freizeit- oder Beratungsangebot für junge Homosexuelle am Niederrhein gegen null“, sagt Schrodt. „Gerade im ländlichen Raum fühlen sich schwule und lesbische Jugendliche allein.“
In dem gemütlich eingerichteten Projektbüro können die jungen Schwulen und Lesben zwischen 14 und 27 Jahren unter sich sein, Gesellschaftsspiele spielen und Kontakte mit Gleichgesinnten knüpfen. „Hier haben sie das Gefühl, normal zu sein und müssen sich nicht rechtfertigen“, sagt der Sozialpädagoge, der vor vielen Jahren seine Homosexualität entdeckt hat.
Vor allem jungen Männern falle es schwer, zu ihrer Homosexualität zu stehen. „Sie haben Angst, ihre Freunde zu verlieren, ziehen sich zurück und fühlen sich alleingelassen“, sagt Schrodt. Der Treffpunkt soll daher als gemeinsamer Stützpunkt dienen, an dem sich die jungen Menschen sicher und verstanden fühlen können.
Auch wenn die Akzeptanz für Schwule und Lesben in der Gesellschaft zunimmt, so stoße man vielerorts noch immer auf Ignoranz, vor allem an Schulen, sagt Pawlowski. „Die Lehrer geben den Schülern oft nicht den Rückhalt, den sie brauchen. Sie haben Berührungsängste und wollen kein Problem an ihrer Schule sehen.“
Schrodt beschreibt das mangelnde Problembewusstsein mancher Lehrer anhand eines Beispiels. „Beschimpft ein Schüler einen Mitschüler mit den Worten ’Du scheiß Türke’, greift der Lehrer sofort ein. Bei Beschimpfungen wie ’Du scheiß Schwuchtel’ reagiert kaum einer.“
Dass Schwule und Lesben noch immer ein Imageproblem haben, zeigen auch die Reaktionen einiger Makler, die die Sozialpädagogen bezüglich einer Immobilie für ihr Projektbüro angefragt hatten. Viele hätten direkt abgelehnt mit der Begründung: „Wir wollen hier nichts mit Drogen.“