Anhaltende Diskussion Trödel: Stöbern ja, kaufen nein

Die Händler des Flohmarktes auf dem Sprödentalplatz beklagen Einbußen. Viele Besucher seien auf Ein-Euro-Schnäppchen aus.

Krefeld. Richtig voll ist der Parkplatz am späten Vormittag nicht. Einige Besucher schlendern an den aufgebauten Ständen auf dem Sprödentalplatz vorbei. Der Trödelmarkt „Kitsch, Kunst & Co“ gehört zwar zu den beliebtesten Veranstaltungen seiner Art am Niederrhein — das zeigen auch die Auto-Kennzeichen — hat aber mit Einbußen zu kämpfen, wie die Händler berichten. „Die Leute stöbern viel und kaufen wenig“, da sind sich viele einig.

Sabine und Willi Jacubs befinden sich mit ihrem Angebot seit 15 Jahren immer an der gleichen Stelle. An ihrem Stand fallen neben dem Trödel die vielen Teddybären auf. „Ich sammle sie selbst, aber nur solche von einer bestimmten Sorte und Größe. Was durch das Raster fällt, wird weiterverkauft“, erzählt Sabine Jacubs. „Hier sind die Bären-Sammler unter sich.“ Auch sie bemerkt einen Rückgang der Geschäfte — und zählt einige Gründe auf: „Oft finden parallel zu den Terminen andere Veranstaltungen wie Stadtfeste statt. Jetzt sparen viele für den Urlaub. Am Monatsende sind die Märkte immer schlechter besucht als zu Beginn.“ Früher sei Kleidung auch zu besseren Preisen verkauft worden, berichtet sie weiter. „Heute haben die Leute weniger Geld. Viele wollen gute Ware für einen Euro kaufen.“

Foto: Dirk Jochmann

Der Krefelder Trödelmarkt sei jedoch in Ordnung, sonst würden sie und die anderen hier nicht mehr stehen. Neben den Bären werden nebenan kleine Pflänzchen wie Bio-Tomaten angeboten, Bücher sind von Wilhelm Busch und Friedrich Dürrenmatt. Die Trödler sitzen auf der Kante des geöffneten Kofferraums und warten auf Kunden. Besucherin Natalie Weis deutet auf die freie Fläche in der Mitte des Platzes. Sie findet, dass sich weniger Aussteller eingefunden haben, als in den vergangenen Jahren. „Es gibt hier aber immer noch alles, was mich interessieren könnte. Ich komme aus Mönchengladbach her, weil es hier keine professionellen, sondern nur private Anbieter und keine Neuware gibt.“ Dann stöbert sie weiter am Ständer mit der Kleidung. „Eigentlich habe ich alles“, sagt sie und lacht. „Ich kaufe, was mir gefällt.“

Trödler Frank Rausche kommt sogar aus Düsseldorf zum Sprödentalplatz. „Mein Bruder wohnt in Uerdingen.“ Auch er sieht in den fallenden Umsätzen eine Tendenz: „Die Leute sind ,satt‘, wir leben in einer Überflussgesellschaft. Darüber hinaus gibt es die Ein-Euro-Fraktion und Leute, die das Geld nicht haben. Einige stammen zum Beispiel aus Algerien und Marokko und sind es aus ihrer Heimat gewohnt, einen Kleiderstapel für umgerechnet einen Euro zu bekommen.“ Außerdem gebe es jetzt die Sozialkaufhäuser, die die ganze Woche geöffnet haben und — schon länger — das Internet, beschreibt er die Konkurrenz.

Hinter den Tischen trifft sich die Mittelschicht: Rechtsanwälte, Versicherungskaufleute, Lehrer oder Verwaltungsangestellte. Seit zehn Jahren hat auch ein anderer Trödler eine Jahreskarte. „Ich biete alles Mögliche an: Schmuck, kaputte Uhren, die die Leute selbst reparieren können, und Bücher. Ich lese jede Woche eines.“ Auch er beobachtet: „Es sind weniger Leute hier, ich verkaufe deutlich weniger. Die Tendenz geht nach unten.“ Kinderkleidung werde gar nicht mehr nachgefragt, vielleicht wechsle mal ein Kaschmirpulli für zehn Euro den Besitzer. „Früher habe ich hundert Bücher verkauft, jetzt sind es nur noch zehn an einem Trödeltag.“