Unterhaltung Darüber lacht der Botanische Garten

Beim Kleinkunst—Festival Lachblüten haben Kabarettisten am Wochenende ordentlich die Gesichtsmuskeln der Zuschauer strapaziert.

Foto: hb management

Krefeld. Wer gerne lacht, ist beim Lachblüten-Festival unter freiem Himmel im Blütenmeer des Botanischen Gartens gut aufgehoben. Drei Tage lang strapazierten da jetzt 24 Humoristen die Lachmuskeln. Zur Premiere am Freitagabend gab es gleich eine Überraschung, als nämlich bei der Ankündigung des letzten Künstlers das Bühnenlicht den Geist aufgab. Das Publikum nahm’s gelassen, und mit Notbeleuchtung klang der Abend stimmungsvoll aus.

Bis zum nächsten Abend leisteten die Techniker ganze Arbeit. Bei vollem Licht stimmte Gastgeber und Comedian Rüdiger Höfken vom Krefelder Wohnzimmertheater Podio die 140 Gäste bei der ausverkaufen Veranstaltung auf einen entspannten Abend ein.

Die Umfrage des Moderators ergab, dass weit über die Hälfte des Publikums nicht zum ersten Mal da, und etwa 50 Prozent aus Krefeld war. In gewohnt lockerer Art führte Höfken durch das Programm und stimmte auf die Künstler ein. Zum Thema „Ehe für alle“ zitierte er den homosexuellen Franz, einen überzeugten Junggesellen, aus seinem Freundeskreis: „Ich dachte schon, jetzt müsste ich heiraten.“

Thomas Müller, Comedian aus Köln

Den Auftakt gab Thomas Müller aus Köln, weder verwandt noch verschwägert mit dem Fußballnationalspieler. Er outete sich als gelernter Lehrer für Sport und Kunst und nahm sich selbst auf den Arm: „Was ist das? Sitzt im Lehrerzimmer und hat einen IQ von 150?“ Antwort: „Zwei Sportlehrer.“ Ansonsten sei er Autodidakt gewesen. „Ich habe immer im Auto überlegt, was ich anschließend unterrichte.“ Mit vollem Körpereinsatz interpretiert er sein Programm „Nächstes Jahr wird’s besser“ und redet dabei wie ein Wasserfall.

Auch die zweite Künstlerin aus Köln-Nippes setzt auf vollen körperlichen Einsatz, legt einen Bauchtanz hin und karikiert trefflich einen Bollywood-Film. Senay (Nachname Duzcu) stellt sich vor: „Ich komme gerade aus der Türkei — aus Duisburg.“ Als selbsternannte Frohnatur befasst sie sich mit ihren beiden Nationalitäten. „Ich habe beide in mir, man spricht von Schüzüphrünie.“ Und beruhigt das Publikum: „Rassismus ist keine deutsche Erfindung.“

Ihre Mutter berät die Junggesellin in Heiratsfragen und meint, dick werden könne man nach der Hochzeit. Am besten werde die türkische Beziehung von Mann und Frau an ihren Eltern deutlich. Der Vater glaube, seine Frau gehe zwei Meter hinter ihm, damit sie unbemerkt zum Kaufen abbiegen kann. Die Mutter sehe das eher pragmatisch: „Weil in Deutschland noch immer Bomben aus dem Weltkrieg im Boden liegen.“

Den Abschluss des unterhaltsamen Abends bestreitet Musikkabarettist Johannes Kirchberg aus Hamburg. Der gestandene Profi beherrscht die Klaviatur in Musik und Wort. Nicht einmal Zungenbrecher lassen ihn stolpern. Er ist der Meinung, unpolitisch korrektem Kabarett gehöre die Zukunft — so wie seinem Business-Anzug in holland-orange. „Wo bekommt man sowas?“, fragen Zuschauer.

Politisch korrekt wäre es, wenn Politiker nach der Wahlbeteiligung bezahlt würden, also etwa 60 Prozent ihres Gehalts bekämen. Seine Frau wolle ihn immer dazu drängen, Gebrauchsanleitungen zu lesen und beim Einkauf auf die Inhaltsstoffe zu achten, speziell auf die nicht darin enthaltenen. „Ich, als Mann eine Gebrauchsanleitung lesen“, klagt er. „Und darauf aufpassen, dass der Keks nicht mit Atomkraft oder Kinderarbeit hergestellt wird?“ Das Beste für Frauen wäre eine Pralinenschachtel, auf der draufsteht: Nix drin. Zum Ende seines Vortrags begann das Bühnenlicht zu flimmern — aber blieb an.