Trödelmarkt: Kitsch, Kunst und Co. im Wandel
Auf dem Sprödentalplatz fand am Samstag der letzte Trödel des Jahres statt. Während die einen begeistert sind, kritisieren andere eine nachlassende Qualität.
Krefeld. Noch ein wenig wackelig, aber stolz wie Oskar probiert ein kleines Mädchen ihre neuen Rollschuhe aus. Fröhlich trägt eine Frau ein riesiges Stofftier Richtung Auto. Mit jeder Menge Tüten bepackt genießen die Menschen auf dem Trödelmarkt den goldenen Oktober. Niemand verlässt am Samstag den Sprödentalplatz, ohne ein Schnäppchen gemacht zu haben. Von exotischen Musikinstrumenten bis zu klassisch-weißen Brautkleidern, wird beim letzten Kitsch, Kunst und Co. dieses Jahres alles angeboten. Das einzige, was nicht zu finden ist, sind freie Parkplätze.
Während die Besucher gut gelaunt nach Schätzen suchen, sind einige Händler ernüchtert. Marianne Tillmanns trödelt seit zehn Jahren regelmäßig mit ihrem Mann und zieht kein gutes Resümee: „Der Markt hat sich komplett geändert, die Qualität hat nachgelassen, weil die Leute nur noch billigen Ramsch suchen“, erzählt sie. An ihrem Stand hat sie unter anderem Schmuck aus den 50ern ausgelegt. „Die Menschen sind nicht mehr bereit, 20 oder 30 Euro für hochwertige Ware auszugeben. Bei Schuhen für 15 Euro zeigen sie mir den Vogel“, beschwert sich die Trödlerin aus der Nähe von Jülich.
Viele Trödler bemängeln, dass der Markt mittlerweile zu oft stattfinde und somit das Besondere verlieren würde. Auch Ingrid Bergdolt ist an diesem Tag nicht glücklich: „Seit zehn Jahren beziehe ich immer den gleichen Stand und bin sehr zufrieden, aber heute läuft es gar nicht gut“, sagt die 70-Jährige. Den schlechten Umsatz erklärt sie sich mit dem Beginn der Herbstferien. Am Nachmittag liegen noch jede Menge Geschirr und Vasen vor ihr. Auch die Textilien hängen noch zuhauf an der Kleiderstange: „Aber so ist es beim Trödeln nun mal, davon lasse ich mich nicht entmutigen“.
Ein paar Meter weiter freut sich Enes Muzurovic über sein Schnäppchen. Für nur 35 Euro hat er ein Markenfahrrad ergattert: „Ich hab dafür sogar einen Kaufvertrag bekommen. Das bisschen Rost stört mich nicht“, sagt er. Seine Frau Mediha kommt dazu und zeigt stolz eine orientalische Kanne, aus ihrem Heimatland Bosnien, die sie für nur zwölf Euro erstanden hat.
Allerdings sind nicht alle Besucher des Marktes begeisterte Trödelfreunde. Roland Küsters trägt einen alten Nussknacker, den ihm seine Frau lächelnd in die Hand gedrückt hat: „Trödelmärkte sind einfach nicht mein Ding. Aber für meine Frau gehe ich gerne mit“, sagt der Hülser.
Extra für den Trödelmarkt ist Marina Billen aus Hamburg in ihre Heimatstadt gekommen. Mit ihrer Mutter trödelt sie das erste Mal auf dem Sprödentalplatz: „Wir haben den Hausbestand meiner Oma aufgelöst und wollen hier nun die Schätze verkaufen“, erzählt Billen. Anders als die alteingesessenen Trödler ist sie begeistert von dem großen Markt und den vielen Besuchern. „Wenn wir den Rest noch verkaufen können, bin ich glücklich.“ Alte Kochbücher, Küchenutensilien und Dekoartikel der Oma suchen noch neue Besitzer.
Bevor es nun für den beliebten Trödelmarkt in die Winterpause geht, werden gegen Ende hier und da noch schnell ein paar letzte Stücke besonders preisgünstig an den Mann gebracht.