Krefeld Überraschendes Bekenntnis: Fressnapf will Gründung von Betriebsrat unterstützen
Der Krefelder Tierfutterriese Fressnapf will Betriebsräte im Unternehmen "konstruktiv und offen begleiten". Verdi ist skeptisch.
Die Jahrespressekonferenz des Krefelder Tierfutterriesen Fressnapf wird kurzfristig abgesagt. Mr. Fressnapf Torsten Toeller, Unternehmensgründer, Inhaber und Vorsitzender des Verwaltungsrates der Fressnapf-Gruppe, ist Opfer der Grippewelle. Toeller hat 2017 wirtschaftlich und strategisch wieder alles richtig gemacht. 6,4 Prozent mehr Umsatz und auch 2018 sind 150 neue Standorte geplant. Das hätte er erzählen wollen. Die WZ hätte auch fragen wollen, wie der Fressnapf-Boss nach den Negativschlagzeilen um betriebsbedingte Kündigungen zu der Einrichtung eines Betriebsrates steht.
Gefragt haben wir nun schriftlich, die Antwort: „Sollten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Betriebsrat gründen wollen, wird Fressnapf dies selbstverständlich konstruktiv und offen begleiten. Ferner haben wir ver.di NRW, im Rahmen der Berichterstattung im vergangenen Jahr, mehrfach telefonisch und schriftlich Gesprächsangebote zum Thema unterbreitet. Diese wurden bis heute nicht erwidert.“
Das ist ein Wort. Die Geschichte um die sechs gekündigten Mitarbeiter, die nach WZ-Informationen im Begriff waren, einen Betriebsrat zu gründen, auf die Straße gesetzt und in Arbeitsgerichtsprozessen mit einer Abfindung plus Maulkorb versehen wurden, ging bundesweit durch die Medien. Und sie gehört auch zur Fressnapf-Bilanz 2017. Im Vorfeld der geplatzten Pressekonferenz erreichen die WZ-Redaktionen Anfragen von Fressnapf-Mitarbeitern aus dem Süden der Republik. Ob die WZ denn die Gelegenheit nutzen wird und nach der Gründung eines Betriebsrats fragt. Die Antwort dürfte für viele überraschend sein.
Eine ganz andere Einschätzung von Dominik Kofent, Geschäftsführer der hiesigen Gewerkschaft Verdi. „Es ist schrecklich, dass sich Fressnapf mit dieser Einschüchterungstaktik einmal mehr durchgesetzt hat. Vorerst, möchte ich betonen.“ Die Bemühungen, die Betroffenen doch noch zum Reden zu bewegen oder andere zu einer Betriebsratsgründung zu bewegen, seien völlig im Sande verlaufen. „Niemand traut sich aus Angst vor Kündigung.“ Verdi wolle dran bleiben, bietet Interessierten Beratung und Informantenschutz. „Das ist unsere Botschaft. Wendet euch an uns.“
Ein guter Zeitpunkt wäre es für eine Kehrtwende allemal. Der DGB ruft mit einer Pendlerverteilaktion zur Teilnahme an den Betriebsratswahlen auf, die zum 1. März in Deutschland beginnen. „Auch in den Krefelder Betrieben sind die Beschäftigten aufgerufen, ihre Vertretungen im Betrieb zu wählen“, sagt Philipp Einfalt, stellvertretender DGB-Stadtverbandsvorsitzender in Krefeld. „Betriebsratswahlen sind ein Pfeiler der Demokratie und der sozialen Marktwirtschaft. Ob Arbeitsschutzgesetze, Arbeitszeitregelungen, Tarifverträge oder Betriebsvereinbarungen: Betriebsräte achten darauf, dass sie umgesetzt werden und setzen sich für die Beschäftigten ein.“ Der DGB verteilt am Donnerstag ab 7 Uhr am Bahnhof Info-Tütchen.
Auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) macht Werbung.