Umwelt Bürgeraktion Baumschutz löst sich auf

Es fehle an Nachwuchs und an Ansprechpartnern beim Kommunalbetrieb.

Bernd-Dieter Kraft und Dieter Blatt (v.l.) setzen sich seit 2002 für die Bäume in Krefeld ein.

Foto: samla

Sie haben unzähligen Bäumen und Amphibien das Leben gerettet. Jetzt musste die Bürgeraktion Baumschutz Krefeld (BBK) ihren Verein kurz nach dem 20-jährigen Bestehen aufgeben. Bernd-Dieter Kraft und Dieter Blatt, die beiden letzten Aktivisten des Vereins, hatten gehofft, dass sich junge Mitstreiter aus der Klimastreik-Bewegung wie Fridays for Future als Nachfolger finden lassen würden. Das hat nicht geklappt: „Wir sind nun aus dem Vereinsregister gestrichen worden.“

Die Baumschützer hatten sich anlässlich der Euroga 2002 plus zusammengefunden. „Wir haben damals die massiven Baumfällungen aus rein gestalterischen Gründen — wie der Einrichtung von Sichtachsen — nicht akzeptieren können“, erklärt Blatt den Grund für die Gründung der Interessengemeinschaft. Sprecher der ersten Stunde war Cornelius Rinne. Kraft ergänzt: „Wir haben dann schnell gesehen, dass ein eingetragener Verein mehr Einfluss hat, als eine Interessengemeinschaft.“ Am 2. August 2002 erfolgte die Eintragung ins Register.

Ziel sei es stets gewesen, das Bewusstsein für eine grüne und lebenswerte Stadt in der Politik und bei den Bürgern zu stärken. „Gerade in einer Zeit, in der Baumkrankheiten durch Umweltbelastungen verstärkt auftreten und den Bestand weiter dezimieren, ist dies wichtig.“ Die Mitglieder der BBK hatten es sich zur Aufgabe gemacht, aktiv an den Ideenschmieden der Stadt teilzunehmen und Vorschläge zu machen. Sie hatten oft Erfolg, ähnlich oft kamen sie mit ihren Rettungsgedanken nicht durch. „Als das Gewässer im Greiffenhorst-Park im Zuge der Euroga ausgekoffert werden sollte, haben wir im Wasser gestanden und Amphibien gezählt. Sie waren in Gefahr“, erinnert sich Kraft. 4000 Kamm-, 5000 Teich- und 4500 Bergmolche haben wir unter anderem gefunden. Aufgrund unserer Erkenntnisse und Eingaben wurde der Bereich als hochrangiges europäisches Schutzgebiet, ein Flora-Fauna-Habitat, anerkannt.“ 

 „Als im Schönwasserpark eine Sequoia, ein Küstenmammutbaum, gefällt werden sollte, weil er nicht dorthin passt, hat ihn ein weibliches Vereinsmitglied so lange umarmt, bis der Mann mit der Kettensäge ging.“ Der Baum steht heute noch. „Wir wollten, dass der Parkplatz an der Violstraße mit Futtermeisterei samt Großtierklinik bebaut wird, um auf dem Zoogelände Platz zu schaffen. Das ist fehlgeschlagen.“  Ebenso der Amphibientunnel an der Kurkölner Straße, so dass die Molche selbstständig und das ganze Jahr über die Straßenseite wechseln können. „Unserem Gutachten wurde ein viel teureres Schriftstück der Stadt entgegengesetzt. Der Tunnel war gestorben.“

In Sachen Amphibien wurden sie auch beim Bau der Radpromenade im Crönpark aktiv. „Es wäre einfach gewesen, die Fahrbahn auf diesem Teilstück auf kleine Betonpfeiler zu setzen, um die Amphibien darunter alleine wechseln zu lassen. Auch da sind wir gescheitert.“

Neben dem fehlenden Nachwuchs mache auch die Zusammenarbeit mit den zuständigen Leuten beim Kommunalbetrieb Krefeld keinen Spaß mehr, ergänzen die Männer. „Es gibt keine Ansprechpartner mehr wie früher bei der Verwaltung und nie eine Rückmeldung.“

Bernd-Dieter Kraft hat 2018 stellvertretend für seine Mitstreiter der Bürgeraktion Baumschutz Krefeld den Rheinlandtaler der Landschaftsversammlung Rheinland erhalten. „Er kämpft mit Hartnäckigkeit, Kompetenz, Überzeugungskraft und Begeisterung für unsere Natur- und Kulturlandschaft“, hieß es in der Begründung. „Dass so wenige städtische Gelder in den Klima-, Natur- und Artenschutz investiert werden, können wir allerdings überhaupt nicht verstehen. Das frustriert“, sagt Kraft.