Variabler Immundefekt - Niemals den Mut verlieren

Lutz Kurnoth lebt mit einem angeborenen, variablen Immundefekt und informiert beim Tag der offenen Tür des Plasmaspendezentrums Krefeld heute über Leid und Hoffnung eines Betroffenen.

Foto: dsai

Es war oft schwer und mühsam. Ein jahrzehntelanges Auf und Ab. Viele Male war Lutz Kurnoth wegen Krankheiten ans Bett gefesselt, schon als Kind rang er mit Infekten, während andere spielten. Erst mit 45 Jahren erfuhr der heute 57-Jährige den Grund seines Leidens: ein angeborener, variabler Immundefekt (CVID). Während andere Körper Viren abwehren und vernichten, ist seiner ihnen ausgeliefert. Doch heute hat er den Defekt dank Medikamenten aus Blutplasma (Immungloboline) einigermaßen im Griff und klärt über die Krankheit auf. So auch am heutigen Samstag, wenn er als Mitglied des Vereins dsai — Patientenorganisation für angeborene Immundefekte — beim Tag der offenen Tür, 11 bis 16 Uhr, im Plasmaspendezentrum Krefeld an der Petersstraße über die Krankheit informiert.

Es war 2005 als sein Hals-Nasen-Ohren-Arzt nicht mehr weiter wusste. Zu oft war Kurnoth da bereits erkrankt gewesen. „Mein Arzt erinnerte sich aber an einen Vortrag, den er über Immundefekte gehört hatte — und verwies mich an einen Spezialisten“, erinnert sich Kurnoth. Dieser stellte dann endlich die richtige Diagnose. „Es war natürlich eine Erleichterung. Mein ganzes Leben war ich immer wieder lange krank gewesen, endlich wusste ich, warum das so war“, sagt er.

Lutz Kurnoth

Bis zu dem Zeitpunkt hatte Kurnoth unzählige Male mit Infekten kämpfen müssen, Lungen- und Magenentzündungen erduldet, er hatte sich immer wieder aufgerappelt. Den Mut hat er nie verloren. „Natürlich geht es auch an die Psyche, wenn man so oft krank ist“, sagt er. Schon als Kind zwang ihn sein Immunsystem immer wieder in die Knie. Er blieb um ein Vielfaches länger krank als Gleichaltrige. Die Konsequenz: „Ich blieb viel zu Hause, um mir nichts einzufangen. Große Veranstaltungen wie Konzerte mied ich immer. Das Schlimmste war aber, dass ich in meinem Umfeld oft einfach als empfindlich ausgemacht wurde.“

Trotzdem kämpfte er sich durch sein Studium und arbeitete als Verwaltungswirt. Seit der Diagnose CVID ist das Verständnis anderer größer geworden. Doch das wichtigste ist: „Ich habe das Ganze gut im Griff“, sagt Kurnoth. Seine Lebensqualität sei erheblich gestiegen. Zweimal die Woche spritzt er sich ein Medikament, das aus Blutplasma (Immungloboline) gewonnen wird, die der Körper nicht selber bilden kann. „Es hilft meinem Körper, resistenter gegen Bakterien und Viren zu sein“, erklärt der Familienvater. „Immun gegen alles bin ich jetzt nicht. Leider“, sagt er und lacht. Noch immer erwischt ihn mal ein grippaler Infekt, doch dann ringt er nicht mehr wochen- oder monatelang damit. Heute hat er sich mit seinem Schicksal arrangiert und will andere wach rütteln und aufklären. „Wir sind auf Plasmaspender angewiesen. Ich möchte die Krankheit mit meiner Geschichte für sie greifbarer machen“, sagt er. Damit bekomme die Spende ein „Gesicht“.