Verkehr: Radeln, auch wenn’s stürmt
Wer gut ausgerüstet ist, kann selbst in der dunklen Jahreszeit regelmäßig aufs Rad steigen.
Krefeld. Einst galt das Fahrrad den meisten eher als Sommervehikel, das in der Freizeit genutzt wird. Längst aber nutzen viele Menschen das Zweirad das ganze Jahr über auch für Alltagsrouten. Herbst und Winter stellen an den Radler allerdings besondere Anforderungen. Andreas Domanski, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Krefeld, kennt die Tücken aus eigener Erfahrung und hält einige Tipps parat.
Gerade in dieser Jahreszeit rät der Vielfahrer zu defensivem Verhalten. „Wenn einem das eigene Leben lieb ist.“ Will heißen, ein Radler sollte im Zweifel nicht auf seinem Vorfahrtsrecht beharren und den Blickkontakt zum Autofahrer suchen, bei Lkw vor Ampeln lieber hinter dem Laster bleiben. „Auch ein Linksblick über die Schulter kann nicht schaden“, sagt Domanski, der gleichzeitig mahnt: „Das enthebt den Autofahrer nicht, ebenfalls die Regeln zu beachten.“
Zahlreiche Hilfsmittel könnten zudem zu besserer Sichtbarkeit beitragen. Besonders empfiehlt Domanski eine reflektierende Weste. Wer sich damit albern vorkommt, sollte zumindest zu Reflektorbändern greifen. Auf die Streifen am Laufrad solle man sich dagegen nicht verlassen. „Wenn die verdreckt sind, sind sie kaum noch sichtbar.“
Ein Muss ist eine gute und funktionierende Beleuchtung. „Da gibt’s große Qualitätsunterschiede“, weiß Domanski. So sei mit guten Leuchten nah und fern bestens zu sehen, billigere leuchteten eher punktuell. Er empfiehlt LED-Lampen, deren Birnchen nicht durchbrennen können, und einen Nabendynamo, der auch bei Regengüssen klaglos seinen Dienst versieht. „Da lohnt sich auch eine Umrüstung“, ist er sich sicher. Wichtig sei auch, das Licht richtig auszurichten. „Die Faustformel lautet: Es sollte dahin leuchten, wo ich hinfahre.“ Klingt wie ein unnötiger Hinweis, doch es gebe zahlreiche „Himmelsleuchter“, wundert sich Domanski.
Auch in diesem Fall verhält sich Domanski mit seinem Rad lieber defensiver. „Das modernde Laub kann wie Glatteis wirken.“ Insbesondere, wenn es auf Kopfsteinpflaster liege. Leider seien Radwege sowie Auf- und Abfahrten oft schlecht geräumt, kritisiert er. Mit Winter- oder grobstolligen Reifen könne man sich für solche Herausforderungen wappnen. Spikes seien nur bei Schnee und Eis zu empfehlen. „Das rasselt auf trockener Straße nicht nur, die Nägel reißen auch aus, wenn man zu stark bremst.“ Vielfahrer Domanski hat einfach ein älteres Zweitrad mit Spikes ausgestattet.
Wer nicht zu den passionierten Bastlern gehöre, könne das Rad im Herbst von der Fachwerkstatt durchchecken lassen. Gerade in Herbst und Winter aber wichtig: der Kette regelmäßig etwas Öl zu gönnen, sofern kein geschlossener Kettenkasten vorhanden ist. Etwa vor und nach Regenfahrten säubere er die Kette grob mit einer alten Drahtbürste, bevor er sie fette, berichtet der ADFCler. Von Reinigungsmaschinchen rät er ab: „Das ist was für Profis.“
Das wohlbekannte Zwiebelprinzip ist beim winterlichen Radeln angesagt. Dass allerdings selbst die beste Regenjacke bei sportlicher Bewegung schweißtreibend sein kann, hat auch Andreas Domanski festgestellt. Sein Tipp: „Da haben sich Unterarmreißverschlüsse bewährt.“ Nicht nur deshalb lohne es sich, gute Kleidung zu kaufen. Ebenso bei Regenhosen setzt er auf die Variante mit Reißverschluss. „Das ist im Alltag einfacher.“ Und bei langen Touren hat er immer die Gamaschen dabei. Sind die dann noch tropfsicher unter die Hose gezogen, sollte einem winterfesten Radeln nichts mehr im Wege stehen.