Verseuchtes Milchpulver: Krefelder Fachmann kontrolliert in China

Der Skandal hat 2008 China erschüttert. Dr. Detlef Horn will verhindern, dass so etwas wieder passiert.

Krefeld. Osterzeit heißt für Detlef Horn Reisezeit. Der Leiter des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes Rhein-Ruhr-Wupper erholt sich jedoch nicht an warmen Stränden, sondern fliegt regelmäßig an den Feiertagen nach China, um zu arbeiten. Im riesigen Reich der Mitte baut der Doktor der Veterinärmedizin die Lebensmittelüberwachung auf.

„Der Skandal mit melaminkontaminiertem Milchpulver im Jahr 2008, bei dem mindestens sechs Babys starben, hat nicht nur die weltweite Aufmerksamkeit geweckt, sondern auch das Vertrauen der chinesischen Bevölkerung in die amtliche Kontrolle schwinden lassen“, erklärt Horn. „Wenn bei einer Ein-Kind-Politik solche Skandale geschehen, bekommt sie eine ganz hohe Priorität. Junge Familien wollen ihren Kindern gesunde Lebensmittel geben.“

Der Stellenwert der Lebensmittelsicherheit habe zu einer Neubewertung geführt. Ähnlich sei es bei uns nach der BSE-Krise gewesen, sagt der Fachmann.

Als Reaktion auf das belastete Milchpulver ist 2009 das neue Chinesische Lebensmittel-Sicherheitsgesetz in Kraft getreten. Detlef Horn setzt es um. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) hatte einen Fachmann gesucht und war auf das in Krefeld ansässige Institut aufmerksam geworden. Gut sei, dass es ein großes Vertrauen der Chinesen in deutsche Technik und Verwaltung gebe, was eine gute und enge Zusammenarbeit zur Folge habe.

Vor dem ersten Flug hatte Horn genau drei Tage Vorbereitungszeit. „Ostersamstag 2010 bin ich zum ersten Mal dorthin geflogen. Es war sehr spannend für mich“, erzählt der Mediziner.

Betriebsinspektionen und die Planungen für die Bearbeitung der Lebensmittelproben standen ganz oben auf der Tätigkeitsliste. Horn glaubt, dass es rund 25 Jahre dauern wird, bis die Lebensmittelüberwachung quer durch alle Provinzen, die den hiesigen Bundesländern entsprechen, das deutsche Niveau erreicht haben wird. Er hofft, dass es schneller geht. „Ich will noch ankommen“, sagt er kämpferisch.

Im Reich der Mitte gibt es einen großen Markt mit vielen Produzenten. „Die Exportbetriebe werden besser überwacht als die Produktion fürs eigene Land.“ Deshalb stehen die Kontrolleure im Land vor einer großen Herausforderung. Das System müsse funktionieren, damit nicht wie im Jahr 2010 erneut melaminverseuchtes Milchpulver auftaucht. Die Lebensmittel seien außerdem häufig mit Pestiziden, Antibiotika und Schwermetallen sowie mit mikrobiologischen Verunreinigungen belastet.

„Die Arznei Clenbuterol in Schweinefleisch, der verbotene Farbstoff Sudanrot in Chilisoße, das verbotene Malachitgrün in Aquaprodukten, das sind ständig wiederkehrende Themen“, erläutert der Fachmann weiter. „Die Bevölkerung möchte eine strenge Lebensmittelüberwachung haben. Dieser Wunsch ist auch an politisch wichtigen Stellen angekommen.“

Mitarbeiter sind in China vorhanden. Sie müssen jetzt geschult werden. „Hier besteht eine gute Kooperation mit unserem Krefelder Institut.“ Vor wenigen Wochen war mit Guo Nan eine Mitarbeiterin der GIZ am Deutschen Ring. Und nun ist Detlef Horn erneut in die Volksrepublik geflogen, um zu arbeiten. Er weilt in Hebei, einer von 22 chinesischen Provinzen, die die Hauptstadt Peking umschließt.