Gastronomie Viele Krefelder Wirte freuen sich auf den Neustart
Krefeld · Nachdem er eine Runde durch Krefeld gefahren ist, ist Antonios Arabatzis zuversichtlich. Der Wirt der Brauerei Gleumes hat die Läden seiner Kollegen abgeklappert, und die Aussagen seien eindeutig: Die Restaurants der Stadt können und wollen zu Beginn dieser Woche wieder öffnen.
Das freut Arabatzis.
Schließlich vertritt er als Krefelder Chef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) die Interessen seiner Branche.
Neben halbiertem Tischangebot kommen weitere Kosten hinzu
Wenn die Restaurants ab Montag wieder Gäste empfangen, müssen sie Auflagen beachten. Bislang mussten sie aufgrund der Corona-Regeln komplett schließen. Die Gastronomen hätten nun eilig Hygienekonzepte umgesetzt, sagt Arabatzis. Dabei geht es zum Beispiel um die Umgestaltung der Gasträume. 1,5 Meter Abstand soll es zwischen den Tischen geben. Das sorge natürlich für weniger Plätze, sagt Arabatzis. „Ich hoffe, dass wir kostendeckend arbeiten können.“ Denn neben dem halbierten Tischangebot kämen zusätzliche Kosten hinzu. „Bei Gleumes wird sich ein Mitarbeiter nur um die Hygiene kümmern“, sagt Arabatzis. Der Angestellte schaut unter anderem, dass alle Gäste auf dem Weg zum Tisch eine Maske tragen. Solche Aufgaben seien ein Extra-Aufwand.
Trotz allem sagt Arabatzis: „Wir sind froh, dass es erstmal losgeht.“ Sehen das alle Gastronomen so? Hat kein Wirt Sorge, dass es zu früh sein könnte? „Wir haben Sorge“, sagt Arabatzis. „Sorge, dass wir in zwei Wochen schließen müssen, weil die Zahlen wieder hochgehen.“ Er kenne aber keinen Inhaber, der deshalb nicht öffnen wolle.
Einige Maßnahmen sind kaum umsetzbar
Doch diese Inhaber gibt es. Im Liesgen, einem Café an der Wiedenhofstraße, möchte Besitzerin Kathrin Helbig erstmal abwarten. Eigentlich sei die Lockerung ein Grund zur Freude. „Aber es hat doch irgendwie einen bitteren Beigeschmack“, sagt Helbig. Die Pandemie sei alles andere als vorbei. Die Auflagen würden für die Gastronomen wieder einen enormen Energie- und Kostenaufwand bedeuten. „Da unser Ladenlokal nicht gerade weitläufig ist, sind einige Maßnahmen für uns schlichtweg kaum umsetzbar“, sagt Helbig. Da geht es um Laufwege, die sich kreuzen, und Abstände, die schwer einhaltbar seien.
Helbig ist zudem unsicher, ob der Trend zu Lockerungen anhält. Es könne niemand versprechen, dass Infektionszahlen niedrig bleiben und diese Entwicklung nur in eine Richtung geht. Daher soll es erstmal ein Fensterlädchen geben, mit einem Angebot zum Mitnehmen. „Hätten wir eine Fläche wie das Café Extrablatt, würden wir es vielleicht anders machen“, sagt Helbig.
Einweg-Speisekarten als Alternative zum Handy
Fabio Verona ist Inhaber des Ristorante Bellini an der Dießemer Straße. Klar sei er froh, dass er seiner Arbeit wieder nachgehen kann, sagt er. Dennoch ist er sicher: „Wir werden noch ein paar Monate zu leiden haben.“ Es werde mit den Einschränkungen nicht das sein, was es war. Das gilt schon beim Geld. Verona kalkuliert mit einem Drittel der üblichen Umsätze. Die Auflagen treiben ihn um. „Ich habe Angst, einen Fehler zu machen.“ Das betrifft zum Beispiel den engen Eingangsbereich, in dem sich keine Gäste tummeln sollen. Auf die Schnelle müssen zudem Einweg-Speisekarten her. Um Schmierinfektionen zu vermeiden, sollen keine Karten herum gereicht werden. Die Gäste sollen sich auf dem Handy anschauen, was sie essen möchten. „Doch nicht alle Älteren haben ein Smartphone“, sagt Verona. Daher brauche es noch die Einweg-Alternative. Ebenso benötigen Verona und seine Kollegen nun Desinfektionsmittel für den Eingangsbereich und die Toiletten. „Was machen wir, wenn das wieder ausverkauft ist?“, fragt Verona.
Der Nordbahnhof ist eine der bekanntesten Adressen Krefelds. 60 Mitarbeiter sind eigentlich in dem Lokal beschäftigt. Die sollen nun allmählich aus der Kurzarbeit wiederkehren, sagt Anne Furth. Ihre Familie betreibt das Restaurant. „Wir sind froh, wenn wir die Leute wieder beschäftigen können“, sagt Furth. Es sei richtig und wichtig, dass der Alltag langsam zurückkehre. „Dennoch fühlt sich vieles an wie Neuland.“ Das fängt schon bei kleinen Regeln an. Salz- und Pfefferstreuer sowie Besteckkästen dürfen nicht mehr auf die Tische. „Allein deshalb werden wir für jeden Gast mehr Gänge benötigen“, sagt Furth.
Bei den Abstandsregeln habe man das Glück, dass der Nordbahnhof groß sei. Veranstaltungsräume und die große Außenfläche sollen genutzt werden. Neu ist die Möglichkeit, dass Gäste einen Platz reservieren können. Bislang ging das im Nordbahnhof nur für Gruppen. „Viele wollen sicher wissen, dass sie auch einen Tisch bekommen“, sagt Furth. Warten an der Theke sei ja erstmal nicht möglich. Zudem soll das Abholgeschäft vorerst weiterlaufen. Beklagen wolle sie sich auf keinen Fall, sagt Furth. „Wir müssen jetzt alle da durch und freuen uns, dass wir öffnen können.“
Personal lacht auch unter der Maske
Das türkische Restaurant Arabul an der Wiedenhofstraße hat einen recht überschaubaren Gastraum. Dem entsprechend aufwändig muss Gastronom Arda Yarali derzeit planen. Dafür seien vier, fünf Tage Vorlauf nach Bekanntgabe der Lockerungen knapp, sagt Yarali. Dennoch bereitet er nun alles vor. Ausgerechnet letzte Woche habe er erst einen Abhol- und Lieferservice eingerichtet. Da sei er bald überrumpelt worden. „Es gab so viele Bestellungen, dass das frische Fladenbrot irgendwann aus war“, sagt Yarali. „Die Leute haben wieder Lust.“ Daher glaubt er, dass die Gäste wieder schnell ins Arabul kommen. Mit einer Auflage fremdelt er dabei: die Maskenpflicht für das Personal. „Die Gastronomie lebt von der Nähe“, sagt Yarali. Bei ihm werde viel gelacht. Das könne man so derzeit aber nur schwer oder gar nicht sehen. „Aber die Gäste wissen, dass wir auch unter der Maske lachen.“