25-jährige aus Krefeld berichtet Was die Diagnose Lipödem bedeutet: „Als ob die Haut platzen würde“

Krefeld · Als Kind war sie „dünn wie ein Stock“, dann kam die Pubertät. Die Diagnose Lipödem kam für eine 25-Jährige aus Krefeld erst viele Jahre später. Jetzt möchte sie die OP, doch das Geld fehlt.

Mit weiten Kleidern versucht Evita Spielhagen ihr Lipödem zu verbergen.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Als Kind war Evita Spielhagen „dünn wie ein Stock“, wie sie sagt. Sie hat Leistungssport betrieben mit Fußball, Reiten und Volleyball und war ein glückliches Mädchen. Das änderte sich in der Pubertät. Ihre Beine begannen ungewöhnlich dick zu werden, Schmerzen kamen hinzu. Der Kinderarzt riet ihr, mehr Sport auszuüben, worüber sie sich nur wundern konnte. Erst vor sechs Jahren wurde die Erkrankung der heute 25-Jährigen erkannt. Sie hat Lipödeme, die Fettverteilungsstörung, die vor allem Frauen betrifft. Ihr Leidensweg begann und dauert an.

Es sei „nichts Schlimmes“, habe der Arzt damals gesagt, berichtet Spielhagen. „Erst als ich einen Arzt für Erwachsene konsultiert habe, stand die Diagnose fest“, erzählt sie. „Die Lipödeme wachsen immer weiter, haben meine Arme erreicht. Ich habe stetig Hämatome und die Schmerzen und Spannungsgefühle wachsen. Es fühlt sich an, als ob die Haut platzen würde.“ Sie hat Grad eins von dreien.

Die 25-jährige Uerdingerin weiß, dass eine Fettabsaugung als eine sehr effektiv geltende Behandlungsmöglichkeit angesehen wird. Dabei werden die krankhaften Fetteinlagerungen operativ reduziert. Doch die Krankenkasse will diese Behandlung, die als einzige helfen kann, nicht zahlen. Der Grund: „Ich würde am Lipödem nicht sterben. Ich selbst habe nicht das Geld für diese rund 25 000 Euro teure Operation. Das gibt mein Beruf nicht her.“

Die junge Frau ist Pflegefachfrau und arbeitet in einem großen Krefelder Krankenhaus auf der Herz-Intensivstation. Außerdem engagiert sie sich als Rettungshelferin ehrenamtlich beim DRK. „Die DRK-Kollegen hatten zuerst den Verdacht, dass ich unter dieser Krankheit leiden würde.“ Sie befürchtet, diese lieb gewonnenen Tätigkeiten irgendwann nicht mehr ausführen zu können, weil sie dann nicht mehr lange auf den Beinen stehen kann.

Bisher wurde sie konservativ behandelt mit Kompressionshose und Lymphdrainage. „Doch der Umfang meiner Gliedmaßen wächst jeden Monat um zwei Zentimeter. Mittlerweile sind die Nebenwirkungen gravierend: Ich habe Asthma und Herzrhythmusstörungen. Was besonders schlimm für sie war: „Ich bin aufgrund meiner dicken Beine gemobbt worden, sogar im Abitur.“

Sie hat Widerspruch bei der Krankenkasse über den negativen Bescheid eingelegt. Denn: „Die Folgekosten werden die OP-Kosten im Laufe der Jahre um ein Vielfaches übertreffen“, weiß sie. „Doch die Kasse lehnte erneut ab.“

Noch kann sie ihre Erkrankung durch gut gewählte Kleidung kaschieren, obwohl sie neun Liter krankes Fettgewebe an den Beinen und drei an den Armen aufweist. Der Bauch fängt auch an, anzuschwellen. Doch das Tarnen durch weite Hosen und Blusen wird bald nicht mehr möglich sein. Im dritten Stadium wird sie an groben Fettlappen mit über den Gelenken hängendem Gewebe leiden müssen.

Damit dies nicht geschieht, hat sie einen Spendenaufruf gestartet und bitte um Hilfe. „Ich leide bereits zwölf Jahre unter den Schmerzen, an den Rest meines Lebens will ich gar nicht denken. Die Leiden sind das Hauptproblem.“ Dabei steht im Grundgesetz: „Jeder Mensch hat das Recht auf ein schmerzfreies Leben.“