Trinkwasser Wasser gespart, mehr gezahlt

Das neue Berechnungssystem bestrafe Besitzer von Einfamilienhäusern, sagt der Wassersparer.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. „Das ist einfach Abzocke“, schimpft Heinz Busch, und schaut auf seine Trinkwasser-Jahresrechnung der Stadtwerke Krefeld (SWK), ausgestellt am 17. Juni. Um 23 Prozent liege der Rechnungsbetrag höher, ohne dass sein Wasserverbrauch gestiegen sei, sagt der Rentner. Schnell wird deutlich, was die Steigerung verursacht: Der Grundpreis für den Wasserzähler, der erst zum 1. August 2013 von 102 Euro auf 127,50 Euro gestiegen war, hatte sich zum 1. Oktober 2014 von 127,50 auf 187,61 Euro (Systemkosten) erhöht — 47 Prozent.

Für SWK-Sprecher Dirk Höstermann ist das Nutzungsverhalten von Heinz Busch das Problem. Er liege mit einem dauerhaften Jahresverbrauch unter 40 Kubikmetern weit unter der Norm, und auf diese Norm hin — 99 Kubikmeter für ein Einfamilienhaus im Jahr — sei das neue Preissystem zugeschnitten.

Das sei ein von Experten ermittelter Durchschnittswert. „Es soll ja ein gerechtes und ausgewogenes System sein“, sagt Höstermann. Auf diese Durchschnittswerte abgestimmt, liege die Preisveränderungen bei plus/minus fünf Prozent, sagt Dirk Höstermann. Wenn jemand extrem von diesem Durchschnittswert abweiche, seien die Preissprünge natürlich größer.

Heinz Busch fällt also aus dem Rahmen. Er spart Wasser, weil er nichts verschwenden will. Der Garten wird mit Brunnenwasser versorgt, er duscht meist statt zu baden, stellt das Wasser ab, während er die Zähne putzt, drückt die Spartaste an der Toilettenspülung und spült nicht jede Tasse und jeden Teller, sondern befüllt die Spülmaschine.

„Der Grundpreis ist völlig überteuert“, sagt Busch. Wenn er 100 Kubikmeter Wasser verbrauche, läge die Preissteigerung bei 1,5 Prozent, „aber dann steigt ja wieder die Abwasserrechnung. Und warum soll ich mehr verbrauchen, wenn ich das nicht benötige?“

In Heinz Buschs Rechnung schlägt sich deutlich nieder, was die Stadtwerke Krefeld (SWK) im vergangenen Jahr vollzogen haben: Eine Umstellung des Preissystems, denn „auch Wassersparen hat irgendwo seine Grenzen“, sagt Dirk Höstermann. Je zur Hälfte werden die Fixkosten durch den Beitrag für den Zähler und den Wasserpreis finanziert.

Es lohne sich trotzdem, weiter Wasser zu sparen, weil eben die Hälfte der Kosten dadurch beeinflussbar ist. „Aber es wirkt sich eben nicht mehr so stark auf die Rechnung aus. „Herr Buschs gestiegene Kosten“, sagt Dirk Höstermann, „sind systembedingt, weil wir die Kosten des Systems zu 50 Prozent auf alle Bürger gleich verteilen.“

Gerecht behandelt fühlt sich Heinz Busch deswegen nicht. 40 Kubikmeter seien keine außergewöhnlich niedrige Menge in einem Einfamilienhaus, dessen Garten aus dem Brunnen bewässert wird. „Ich komme damit gut aus, und ich bin sauber!“ Auch in seinem Bekanntenkreis verbrauche kein Einfamilienhausbesitzer 100 Kubikmeter. „Ein Bekannter hat 59 Kubikmeter auf der Rechnung, aber er hat auch keinen Brunnen.“

Hoffnung, dass das Kalkulationssystem noch einmal angepasst wird, haben die Mitarbeiter der Stadtwerke Krefeld (SWK) Heinz Busch bei seiner Beschwerde nicht gemacht. Er habe eben Pech gehabt, habe man ihm gesagt. „Das ist nicht korrekt. Der Grundpreis bei einem Einfamilienhaus ist zu hoch!“