Wenn 48 Grüne Damen und Herren zu Engeln werden
Seit 35 Jahren haben die Ehrenamtlichen am Helios-Klinikum ein offenes Ohr für die Patienten. Sie helfen und unterstützen, wo sie nur können.
Manche Schicksale gehen den Grünen Damen und Herren am Helios-Klinikum wirklich unter die Haut. Da ist der 49-Jährige, der mit einem offenen Bein ins Krankenhaus kommt. „Ich habe acht Monate lang alle Höhen und Tiefen mit ihm hier durchgemacht“, erzählt Rainer Waldhaus. „Wir haben gelacht und gestritten. Schließlich mussten ihm beide Beine amputiert werden.“
Manfred Niechoj berichtet von der 42-jährigen Krebspatientin, die sich operieren ließ, um noch drei Monate mit ihren Teenager-Töchtern verbringen zu können. Die beiden Männer gehören gemeinsam mit Sabine Müller und Ingrid Bitter zum Leitungsteam der Grünen Damen und Herren, die an ihren hellgrünen Kitteln von weitem zu erkennen sind.
Insgesamt sind es 48 Personen, die sich um die Patienten im Haus kümmern. Gestern feierten alle ihr 35-jähriges Bestehen. „Wir werden sie nach dem Festakt bedienen und ihnen das Essen servieren“, berichtet Geschäftsführer Alexander Holubars und schmunzelt. In das „wir“ bezieht er die Geschäftsleitung, die Pflegedirektorin und den Vertreter des ärztlichen Direktors mit ein. „Wir wissen die Arbeit der Damen und Herren zu schätzen.“ Die Überschrift, unter der die hilfsbereiten Ehrenamtler agieren, lautet: „Zeit zum Zuhören“. Das sei für alle wichtig. „Wenn wir an die Tür des Krankenzimmers klopfen und sie öffnen, ist es wie eine Wundertüte, die wir aufmachen.“
Die Ehrenamtler über ihre Arbeit
Weder der Mensch, noch die Diagnose seien bekannt. „Wie geht es Ihnen?“, ist die Standardbegrüßung. Es sei spannend, die Situation zu erkennen und herauszufinden, was der Patient möchte. „Unsere Arbeit greift da, wo die Pflegekräfte keine Zeit mehr haben“, berichten die vier Ehrenamtler. „Wir holen Zeitungen und Zahnpasta oder begleiten die Kranken von der Patientenaufnahme über die Ambulanzen bis zum Krankenzimmer.“
Jede der 40 Damen und jeder der acht Herren hat eine feste Station. Einmal wöchentlich steht der Dienst an. Eine bis vier Stunden dauert der jeweilige Besuch. „Eine Kollegin arbeitet auf der Notfallambulanz. Sie erklärt, oftmals die Zeit zu vergessen, erst nach Stunden nach Hause zu gehen.“
Die Ehrenamtler erfahren viel über die Familien der Patienten, die meistens schon mit der Krankheit des Angehörigen belastet sind, über den Urlaub, die Vergangenheit oder die Enkelkinder. „Die Palette reicht von der kleinen Unterhaltung bis zum Drama. Wenn wir manche Geschichten hören, sind wir fix und fertig, sind geerdet und wissen, wie gut es uns geht.“ Damit die Damen und Herren den Dienst verkraften, stehen ihnen die Krankenhausseelsorger stets zur Seite.
Angefangen hat die Bewegung 1980 auch durch Geistliche. Pfarrer Vonier und Pfarrer Windisch, katholischer und evangelischer Krankenhausseelsorger, beschlossen, einen ökumenischen Besuchsdienst mit ehrenamtlichen Helfern in den Städtischen Krankenanstalten einzurichten. Vier Damen wurden gebeten, die praktische Leitung zu übernehmen. Nachdem mit Verwaltung, allen Leitenden Ärzten sowie der Oberin festgelegt worden war, in welchen Abteilungen der Einsatz von „Grünen Damen“ sinnvoll und wünschenswert wäre, wurde in der Presse und in den Kirchengemeinden um ehrenamtliche Helfer geworben. Es meldeten sich 70 Damen, die in einem sechstägigen Seminar geschult wurden. Im Jahr 1981 nahm die Ökumenische Krankenhaushilfe (ÖKH) an den Städtischen Krankenanstalten ihren Dienst auf. In den 90er Jahren kamen die Herren dazu.