„Wenn die Stadt das Licht aus macht, machen wir es eben an“
Seit vier Wochen sind in Benrad nachts die Laternen aus. Nun wurde dort ein teures Auto geklaut. Bewohner setzen auf Selbsthilfe.
Krefeld. Als Klaus Manek am Dienstagmorgen um halb sieben seine Tennistasche in das 3er-BMW-Cabrio in seiner Auffahrt stellen will, traut er seinen Augen kaum: Die Auffahrt ist leer, das Auto weg. „Das kann man erstmal gar nicht glauben, wenn doch abends noch alles wie immer war“, erzählt der 65-Jährige ein paar Tage später. Er sei dann noch mal die Straße auf und ab gegangen, um zu schauen, ob das Auto vielleicht nur von jemandem verschoben worden sei. „Aber nichts. Da hat sich wohl irgendeine Bande die Gunst der dunklen Stunde zunutze gemacht und das Auto ganz diskret entwendet.“
Nicht nur Klaus Manek glaubt, dass der Zeitpunkt kein Zufall war. Auch seine Familie ist überzeugt, dass die Diebe ganz bewusst ausgenutzt haben, dass die Stadt nun in fünf Nächten pro Woche zwischen 1.15 und 3.30 Uhr die Straßenlaternen in der Bloemersheimstraße ausschaltet. „Meine Eltern wohnen jetzt seit 50 Jahren hier und es ist noch nie etwas weggekommen. Und dann sind die Laternen gerade mal ein paar Tage aus und das Auto verschwindet“, sagt Klaus Maneks Tochter Yvonne (37). „Das kann jetzt natürlich Zufall sein, aber daran glaube ich nicht.“
Der Stadtteil Benrad, in dem die Maneks wohnen, gehört wie Hüls, Forstwald, Gatherhof, Tackheide, Linn und Gellep-Stratum zur Stufe 1, in der die Stadt seit vier Wochen für 135 Minuten pro Nacht das Licht ausschaltet.
Seit Montag bleiben auch die Stadtteile aus Stufe 2 so lange dunkel, am 16. August sollen die übrigen Bezirke folgen. „Diese 225 000 Euro, die die Stadt damit pro Jahr spart, sind doch Peanuts. Das steht in keinem Verhältnis dazu, dass die Bürger nachts ohne Licht dastehen“, findet Klaus Manek.
Die ganze Nachbarschaft wünsche sich die durchgehende Straßenbeleuchtung zurück. „Man fühlt sich ohne Licht einfach unsicher“, bestätigt Elke Szczepanski, direkte Nachbarin der Maneks. „Ich räume seitdem jeden Abend alle wichtigen Sachen aus dem Auto, denn natürlich glaubt man daran, dass die Diebe die neuen Dunkel-Zeiten ausnutzen.“
Die Polizei zeigt sich nach Klaus Maneks Anzeige indes noch nicht alarmiert: „Unsere Mitarbeiter sind angewiesen, darauf zu achten, ob es zu den entsprechenden Zeiten in den dunklen Zonen mehrere Autodiebstähle oder andere Vorfälle gibt als früher“, sagt Polizeisprecher Dietmar Greger. „Aber bisher gibt es da keine Auffälligkeiten.“
Die Abschaltungs-Entscheidung selbst könne man von Seiten der Polizei nicht öffentlich bewerten: „Da geht es schließlich um den Haushalt von Krefeld. Wir werden das aber weiter im Auge behalten und Alarm schlagen, falls wir irgendwelche Auffälligkeiten feststellen sollten“, versichert Greger.
Damit es sie nicht noch einmal trifft, haben sich die Maneks nach dem Autoklau eine eigene Strategie überlegt. „Die Laternen waren wie eine Alarmanlage, denn bei Licht fühlen sich Diebe und Einbrecher zu unsicher“, sagt Maneks Frau Brigitte. „Deshalb schalten wir nachts jetzt die Außenbeleuchtung ein. Wenn die Stadt das Licht aus macht, machen wir es eben an!“