Brandfolgen: Glück und Tragödie

Katze Susi entkam den Flammen, doch der Wiederaufbau wird Monate dauern.

Krefeld. Ganz nah liegen Glück und Tragödie hier nebeneinander. Während Jürgen Hitzegrad für Rauchschäden in seinem Laden für Tiernahrung in Höhe von über 10 000 Euro bereits die Entschädigungszusage der Provinzial-Versicherung hat, steht der Parkettleger Rainer Greifzu vor dem Nichts. Als einer von 14 ausgebrannten Betrieben im Gewerbepark Englische Kaserne an der Mevissenstraße hat er keinen Versicherungsschutz.

Greifzu hat vergessen, seinem Versicherungsmakler ein Foto seiner erst kürzlich eingerichteten Werkstatt zu schicken. Das Foto wäre die Grundlage für einen Versicherungsvertrag gewesen. „Mein Fehler“, sagt er resigniert. Auf 40 000 bis 50 000 Euro schätzt er den Wert seiner Maschinen, die er erst eine Woche vor dem Brand in der Nacht zum 10. Juli aufgestellt hat.

Hitzegrad hingegen freut sich nicht nur über die Entschädigung. Froh ist er auch über die Rettung seiner Katze Susi. Der Hausmeister des Gewerbeparks hat sie in der Brandnacht aus dem Laden geholt und in den Motorradklub gebracht, der sich auf dem Gelände befindet.

Eigentümer Stephan van der Kooi hat inzwischen einen Überblick über die Zerstörungen durch den Großbrand im benachbarten Holzfachhandel Roeren. 13 der ehemaligen Militärgaragen sind völlig ausgebrannt. Angrenzende Betriebe sind durch Rauch und Löschwasser geschädigt. 14 von 20 Betrieben in der Garagenzeile sind von den Brandfolgen unmittelbar betroffen.

„Sechs bis zwölf Monate wird der Wiederaufbau dauern“, schätzt van der Kooi. Zur Schadenshöhe könne er vorerst nichts sagen. Der Brandsachverständige der bayrischen Versicherung äußerte sich bisher ebenfalls nicht. Fest stehe aber, dass sämtliche Zwischenwände abgerissen werden müssen. Erhalten werden kann, so hofft der Besitzer, sowohl die Vorder- und die Rückfront, was wegen des Denkmalschutzes ganz wichtig sei. Vernachlässigt fühlen sich die Handwerker von Politik und Verwaltung. „Bei uns hat sich keiner sehen lassen“, sagt van der Kooi.

Positiv vermerken die Handwerker in der Kaserne, dass die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) schon am Tag nach dem Brand vor Ort war. Deren Chef Eckard Preen ist in engem Kontakt mit Vermieter und Betroffenen. Er berät sie in Versicherungsfragen, sucht mit Ihnen nach Lösungen. Van der Koois Ziel: „Wir möchten, dass alle Mieter und Untermieter bald wieder hier einziehen können.“

Schreiner Dirk Goßens hat eine provisorische Ausweichhalle an der Pestalozzistraße bezogen. Vermittelt wurde sie durch van der Kooi. Ab kommender Woche will Goßens dort die Produktion wieder aufnehmen. „Dank an die Kunden für ihr Verständnis und alle Leute und meine Mitarbeiter, die mir geholfen haben.

Die vergangenen Tage seinen der reinste Horror gewesen, erzählt er. Fünf Jahre habe er seit 2007 als erster Mieter hier Pionierarbeit geleistet. „Die fünf Jahre Aufbauarbeit wird mir niemand bezahlen. In einer Nacht ist das alles nichts mehr wert, weg, verbrannt, aus.“