Westwall-Markt schrumpft weiter
Dienstags Gemüse nur im Südteil.
Krefeld. Für Heino Webers ist es kein schlechter Tag. Ruhig wiegt er Tomaten ab, packt Stangenbohnen in große Tüten und weist eine Stammkundin darauf hin, dass ihre bevorzugte Tomatensorte nicht mehr vorrätig ist. Auf Zuruf reserviert er für zwei vorbeieilende Kundinnen die letzten drei Erdbeerschälchen und ein Stück Kürbis. „Das hol’ ich auf dem Rückweg ab.“
Alles ist wie immer, und doch wieder nicht. Der Marktbereich auf dem nördlichen Teil des Westwalls ist ab kommender Woche geschlossen. „Wo finde ich sie denn dann?“, fragt eine Kundin entgeistert. Heino Webers kann darauf keine endgültige Antwort geben.
Er könnte seinen Stand dienstags im südlichen Bereich aufbauen, aber dienstags und freitags an unterschiedlichen Standorten zu stehen, „das macht ja keinen Sinn. Wahrscheinlich bin ich nur noch freitags am Westwall.“
Der Niedergang des Dienstagsmarkts war unaufhaltsam. „Jedes Jahr sind die Umsätze zurückgegangen.“ Ursachen seien die Freigabe als Parkplatz und die Dauerbaustelle am Westwall, sind sich die Marktbesucher einig, aber auch Discounter und Hofläden, die den Marktbeschickern Konkurrenz machten. „Es gibt ein Überangebot“, sagt auch Webers.
Seit Ende 2013 steht er mit seinem Gemüse und Obst allein im Nordabschnitt. Die Kollegen haben aufgegeben. Webers nicht, und er geht auch jetzt nicht freiwillig. Vor eineinhalb Wochen habe er die Benachrichtigung der Stadt erhalten, die das Dienstagsgeschäft untersagt. Es lohne nicht, den Markt nur für einen Stand einzurichten. „Das ist das Bittere“, sagt Webers. „Ich war immer hier und muss weg, weil die anderen nicht mehr kommen.“ Seit 25 Jahren ist Heino Webers selbstständig, in der dritten Generation steht die Familie auf dem Westwall. Manche seiner Kunden kauften schon bei den Eltern ein.
Wie viele andere Marktbesucher gestern bedauert Anita Jasinski die Aufgabe des Nordteils. Zu Fuß trägt sie ihre Taschen mit Gemüse und Obst von dort Richtung Kaiser-Wilhelm-Park, „das ist machbar“. Nicht nur wegen des kurzen Wegs ist sie dort Kundin. „Hier oben war die Atmosphäre immer schön, hier war nie der ganze Krempel“, sagt sie mit Blick auf Kleidung oder Haushaltswaren, die den Handel Richtung Südwall prägen. „Es ist so schade, dass das jetzt zu Ende ist, aber ich alleine kann den Markt auch nicht retten“, sagt sie scherzhaft.
Jasinski sieht nicht nur in der massiven Konkurrenz anderer Anbieter die Umsätze auf dem Wochenmarkt schwinden. Vollzeitbeschäftigung, Kinderbetreuung und immer weniger junge Leute, die kochen, trügen zu der Entwicklung bei.